Bericht von Memorial International

Am gestrigen 14. Oktober sollte in den Räumlichkeiten von Memorial International der Film „Gareth Jones“ der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland gezeigt werden. Die Präsentation war gemeinsam mit dem Polnischen Kulturzentrum im Rahmen des Festivals „Dokumentarisches Milieu“ geplant. Sie war mit dem Polnischen Kulturzentrum sowie mit dem Außenministerium der Russischen Föderation abgestimmt (…).

Die Veranstaltung begann um 19.00. Gegen 19.20 drang eine Gruppe von 20-25 Personen mit Aufnahmegeräten in das Gebäude ein, besetzte das Podium und grölte Schimpfparolen und provozierte die Mitarbeiter und Zuschauer im Saal.

Die Mitarbeiter von Memorial International riefen die Polizei. Bis zu deren Eintreffen (gegen 20 Uhr) hatten sich die meisten Provokateure beeilt zu verschwinden, einige waren jedoch zurückgehalten worden. Das Verhalten der Sicherheitsorgane (des Innenministeriums und von Rosgvardija) war, gelinde gesagt, seltsam. Sie sprachen fälschlicherweise von einer „nicht genehmigten Veranstaltung“ bei Memorial und zeigten sich nicht an der Suche und Festnahme der Personen interessiert, die die Filmaufführung sprengen wollten. Den Mitarbeitern im Gebäude sowie den Besuchern der Aufführung wurde untersagt, das Gebäude zu verlassen. Versuche, das doch zu tun, wurden rigoros, zum Teil mit Gewalt, unterbunden. Mitarbeiter sowie Zuschauer wurden aufgefordert, ein Formular auszufüllen mit detaillierten Angaben zur Person einschließlich zu eventuellen Vorstrafen.

Die Eingangstür war durch ein Schloss blockiert. Alle Anwesenden waren zu der Zeit de facto festgenommen, ohne jede Begründung, die Frage danach blieb unbeantwortet. Die meisten Mitarbeiter der Sicherheitsorgane weigerten sich, sich vorzustellen, und ließen bis Mitternacht keinen Anwalt ins Gebäude. Gegen Mitternacht forderten sie, das Gerät für Videoaufzeichnungen herauszugeben. Infolgedessen wurden die Beobachtungskameras im Gebäude abgeschaltet. Das Gebäude war damit fast aller Sicherheitsvorkehrungen beraubt.

(...)

Das Büro wurde erst nach 1 Uhr in der Nacht wieder freigegeben.
Alles wurde per Video festgehalten. Mitarbeiter von Memorial International haben Anzeige bei der Polizei erstattet, weitere Schritte werden erwogen.

Wir danken allen für die Unterstützung, Juristen und Anwälte sowie die Medien für ihre aktuelle Berichterstattung sowie allen, die die Polizei angerufen und die gestern persönlich zum Büro gekommen sind.

15. Oktober 2021

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