Festnahme kurz vor Abflug

Am 5. Mai morgens wurde Aleksandr Tschernyschov vom Permer „Zentrum für historische Erinnerung“ kurz vor dem Abflug aus Moskau am Flughafen Scheremetjevo festgenommen. Er befand sich bereits im Flugzeug auf der Reise nach Istanbul.


Aleksandr Tschernyschov

Tschernyschov wurde zehn Stunden in der Polizeiabteilung des Grenzschutzes festgehalten, bis man ihn in ein Moskauer Bezirksgericht brachte (Chimki). Dort wurde ihm vorgeworfen, er habe gegen 13.40 (fünf Stunden nach seiner Festnahme) im Abflugbereich randaliert, wo er sich zu diesem Zeitpunkt – zu dem er schon mehrere Stunden in Haft saß – natürlich gar nicht aufhielt.

Die Richterin gab vor, sich auf zwei völlig gleichlautende schriftliche Anzeigen gegen Tschernyschov zu verlassen, die von seinem aggressiven Verhalten, der Verwendung unflätiger Ausdrücke und dergleichen mehr in der Abflughalle berichteten. Der Antrag der Anwältin, Videoaufzeichnungen als Beweismaterial heranzuziehen, fand keine Beachtung. Wegen dieses angeblichen Vergehens wurde Tschernyschov zu 15 Tagen Haft verurteilt.

Es handelt sich hier um eine weitere Repressionsmaßnahme gegen ein Mitglied eines der früher aktivsten Memorial-Verbände. Im März hatte es in Perm eine Reihe von Durchsuchungen und Festnahmen gegen Memorial-Mitglieder gegeben. Zahlreiche Dokumente sowie Computer mit Datenträgern wurden beschlagnahmt. Offiziell wurde dies später als "Überprüfung" dargestellt.

In einem Aufruf fordern Tschernyschovs Kollegen seine umgehende Freilassung:
„Wir halten eine derartige Willkür von Seiten jener, die die öffentliche Ordnung schützen sollen, für äußerst unzulässig und gefährlich für die Gesellschaft. Wir fordern die Behörden und Sicherheitsorgane dazu auf, die Verfolgungen gegen Aktivisten des Permer Zentrums für historische Erinnerung zu beenden und Aleksandr Tschernyschov freizulassen.“

8. Mai 2023

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