Jurij Dmitriev, Leiter von Memorial-Karelien und derzeit in einer mordwinischen Strafkolonie im strengem Vollzug in Haft, wurde am 11. Juni ein weiteres Mal in eine Strafzelle verbracht. Wie im Fall der Unterbringung in Straf-Isolation im Januar heißt es, er habe „die Morgengymnastik nicht ordnungsgemäß durchgeführt.“
Der 69-Jährige befindet sich in einem sehr schlechten Gesundheitszustand und hatte bereits wiederholt darum gebeten, von diesen Übungen befreit zu werden. Die Verlegung in eine Strafzelle verzögert und behindert weiterhin die dringende Verlegung in ein Krankenhaus, Dmitriev leidet an einem wachsenden Tumor, eine sofortige Untersuchung ist erforderlich.
Jeder Verdacht auf Krebs muss ordnungsgemäß untersucht und, sofern bestätigt, schnell behandelt werden. Medikamente, die Dmitriev im letzten Jahr erhielt, hatten lediglich negative gesundheitliche Auswirkungen, die Ergebnisse eines durchgeführten Bluttests auf Tumormarker, die eine Überweisung für eine Biopsie ermöglicht hätten, „verschwanden“.
Dmitriev war unter fabrizierten Beschuldigungen 2021 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Vorangegangen waren mehrere Prozesse; 2018 war er zunächst freigesprochen und kurzzeitig aus der Haft entlassen worden bis zur erneuten Verhaftung (wir berichteten). Hintergrund war Dmitrievs unermüdliches Engagement bei der Aufklärung stalinistischer Massenmorde in Karelien. Dort hatte er eine Reihe von Hinrichtungsstätten aus der Zeit des „Großen Terrors“ ausfindig gemacht, unter anderem Sandarmoch bei Medwezhegorsk, wo er zudem maßgeblich an der Einrichtung einer Gedenkstätte mitwirkte. Unter den von Dmitriev in Sandarmoch Identifizierten befinden sich auch 289 ukrainische Schriftsteller, Dramatiker, Wissenschaftler sowie weitere Mitglieder der ukrainischen Intelligenz.
Zum Motiv der Verfahren gegen Dmitriev stellte MEMORIAL International 2021 fest: „Die Entscheidung des Kassationsgerichts hat bestätigt, dass es im Verfahren gegen Dmitriev nicht um das Gesetz geht, sondern um den politischen Auftrag einer öffentlichen, unerbittlichen und unfairen Abrechnung.“
18. Juni 2025
Quelle: https://khpg.org/en/1608814740