Menschenrechtszentrum Memorial: Dringender Spendenaufruf zur Unterstützung von Ukrainern in russischen Gefängnissen
Schon lange helfen wir Ukrainern, die aus politischen Motiven in russische Gefängnisse gesteckt wurden. Wir haben uns bisher noch nie mit der Bitte um Hilfe an die Öffentlichkeit gewandt. Nun jedoch kommen wir nicht mehr ohne die Unterstützung einer großen Zahl von engagierten Menschen aus.
Wir starten eine Spendenaktion zur Finanzierung von Anwälten und humanitärer Hilfe für ukrainische Bürger, die sich in russischen Untersuchungsgefängnissen und Lagern befinden. Um das Risiko für diejenigen, die diese Aktion unterstützen wollen, zu minimieren, haben wir beschlossen, Spenden nur in Krypto-Währung oder von nicht-russischen Karten anzunehmen.
Ukrainer in russischen Gefängnissen
Die Tragödie ukrainischer Bürger in russischen Gefängnissen: Druck von Seiten der Sicherheitskräfte, unerträgliche Bedingungen, Folter und voreingenommene Gerichte.
„In der Zelle gab es kein Wasser, keine Toilette, keine Pritschen, wir schliefen auf Holzplatten, sie ließen uns nicht jeden Tag zur Gemeinschaftstoilette und die Nutzungszeit war beschränkt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hörten wir Schreie aus dem Folterraum, das ließ uns keine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und unsere Gedanken zu sortieren. Ich hörte, wie aus einer Zelle jemand herausgeführt wurde, dann einen Pistolenschuss. Die Wächter sagten, dass wir jetzt an der Reihe wären, weil wir hier zu viele sind.“
Zu diesem Grauen kommt häufig hinzu, dass der Kontakt zu den Angehörigen völlig fehlt. Briefwechsel, Pakete, Besuch von Verwandten – diese seltenen Freuden sind für Ukrainer in Haft sehr schwierig und manchmal schlicht unmöglich. Genauso schwer ist es, einen unabhängigen Anwalt zu finden und zu bezahlen, der seine Verpflichtungen gewissenhaft erfüllt, seinen Klienten unterstützt und für dessen Rechte eintritt. Noch gelingt es uns, diese Hilfe zu gewährleisten, aber nun brauchen wir dringend Ihre Unterstützung, damit wir auch weiterhin helfen können.
Wir benötigen 38.000 Euro, um Ukrainern juristische und humanitäre Hilfe zu leisten, denen die russischen Machthaber aus politischen Motiven ihre Freiheit entzogen haben.
Dies ist eine sehr hohe Summe, aber auch wir sind Tausende, die politischen Häftlingen helfen. Wir benötigen 3800 Menschen, die sich mit 10,- Euro an diesem Spendenaufruf beteiligen. Wir bitten Sie an dieser Stelle aber nicht nur um Spenden.
Bitte informieren Sie diejenigen, denen Sie vertrauen, über diesen Aufruf: in Ihren Chats mit Freunden und Angehörigen, Emigranten und Arbeitskollegen. Wir veröffentlichen diese Spendenaktion ebenfalls auf Englisch, damit Sie auch Ihre nicht russischsprachigen Freunde informieren können.
Wofür wir Unterstützung brauchen
Aufgrund der erhöhten Risiken für Ukrainer in russischen Gefängnissen sind die meisten Anfragen nach Hilfe anonym. Wir können daher nur Beispiele von Anliegen nennen, die uns erreichen.
Humanitäre Hilfe
Wir sammeln und verschicken regelmäßig Pakete an Dutzende Ukrainer in russischen Gefängnissen. Wir schicken ihnen Lebensmittel, Medikamente, Bücher, Zigaretten, Hygieneartikel, Kleidung, Schuhe und alles das, was wir im normalen Leben gewöhnt sind und was es im Gefängnis nicht gibt.
Serhii Heidt: „Ich schreibe Ihnen aus folgendem Anlass: Falls es Ihnen möglich ist, mit Lebensmitteln und Zigaretten zu helfen, wäre ich äußerst dankbar. Bei meinen Angehörigen steht es schlecht mit Geld, ich habe keine Möglichkeit, etwas zu bestellen, über irgendjemanden einen Brief zu schreiben und kann niemanden informieren, dass ich überhaupt nichts habe. Das Schlimme ist, dass ich ein paar Tausend [Hrywnja] auf dem Konto hatte, davon habe ich im Laden das Allerwichtigste bestellt und jetzt ist für Essen nichts mehr übrig. Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, mein Anliegen zu lesen.“
Yanina Akulova, die zu neun Jahren Haft in allgemeinem Regime sowie zu 700 000 Rubel Strafe verurteilt wurde, bittet für eine andere Gefangene aus der Ukraine um Hilfe: „Hier ist ein Mädchen, das dringend Hilfe benötigt, sie hat überhaupt nichts mehr. Wir halten durch, aber sie ist ganz arm dran. Sie hatte von Anfang an nichts, beginnend beim Allernötigsten, der Hygiene. Wir helfen ihr so gut wir können, aber Sie verstehen ja selbst … .“
Derzeit werden für das Versenden von Paketen 3220,- Euro benötigt.
Juristische Hilfe
Wir können nicht berichten, welchen ukrainischen Häftlingen genau wir juristische Hilfe leisten. Denn das wäre ein Risiko nicht nur für sie, sondern auch für ihre Anwälte. Dutzende Männer und Frauen, die ihre Haftstrafen absitzen oder auf ihr Urteil warten, benötigen derzeit unsere Unterstützung.
Obwohl kein Anwalt ohne ein gerechtes Gericht die Freilassung eines Unschuldigen erreichen kann, ist seine Arbeit sehr wichtig. Der Anwalt setzt sich für die Einhaltung der Rechte des Häftlings ein und hilft, Aufmerksamkeit auf dessen Verfahren zu lenken. Darüber hinaus ist er oft der einzige Mensch in Freiheit, mit dem der Gefangene persönlich kommunizieren kann und der den Kontakt zu den Angehörigen aufrecht erhält.
Seit mehreren Monaten zahlen wir die Arbeit der Anwälte, die mehrere Dutzend Ukrainer in russischer Haft verteidigen. Viele Prozesse laufen schon mehr als ein halbes Jahr und werden sich noch einige Monate ziehen.
Für die juristische Hilfe der politischen ukrainischen Gefangenen werden 31.300,- Euro benötigt.
Die gesamte Spendensumme beläuft sich auf 38.000,- Euro
10 % unserer Ausgaben stecken wir in Zahlungssysteme und Verluste bei der Währungsumrechnung in Rubel. Wir sind für jede Spende sehr dankbar! Solche Summen können nur dann zusammenkommen, wenn viele Menschen einen realisierbaren, mitunter kleinen Beitrag leisten. Dieses Mal brauchen wir nicht nur dringend Spenden, sondern auch Menschen.
3800 Menschen – 10 Euro von jedem: Das ist ein erreichbares Ziel. Unterstützen Sie die politischen ukrainischen Häftlinge und erzählen Sie von unserer Spendenaktion!
Hier der Link zur englischen Seite des Menschenrechtszentrums Memorial mit der Möglichkeit zu spenden:
https://memopzk.org/en/news/srochnyj-sbor-na-pomoshh-ukrainczam-v-rossijskih-tyurmah/
Auf Russisch:
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