#People1st: „Wo ist die menschliche Dimension im Friedensplan?“

Internationale Kampagne für die Freilassung von Gefangenen, die infolge der russischen Invasion der Ukraine inhaftiert wurden.

In einem offenen Brief appellieren Träger des Friedensnobelpreises, Menschenrechtsaktivisten, ehemalige politische Gefangene sowie Familien derjenigen, die sich noch in Haft oder Gefangenschaft befinden, an Präsident Trump, an die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der EU, den Premierminister des Vereinigten Königreiches sowie an den Präsidenten der Türkei Recep Tayyip Erdogan.

An:

US-Präsident Donald Trump

Die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europäischen Union

Den Premierminister des Vereinigten Königreichs

Den Präsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan

 

Eure Exzellenzen,

da die hochrangigen Gespräche zur Beendigung des russischen Kriegs gegen die Ukraine voranschreiten, schreiben wir Ihnen im Namen der People1st Kampagne. Die Kampagne wurde im Januar dieses Jahres ins Leben gerufen und vereint 73 ukrainische, russische und internationale Menschenrechtsorganisationen – darunter zwei Friedensnobelpreisträger, das Center for Civil Liberties (Ukraine) und Memorial (Russland) –, die gemeinsam die Freilassung aller Menschen fordern, die im Zusammenhang mit dem Krieg gefangen genommen wurden.

Wir schätzen die internationalen Bemühungen zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine zutiefst und fordern alle an den Friedensverhandlungen beteiligten Parteien auf, sicherzustellen, dass jeder „Friedensplan“ den menschlichen Aspekt in den Mittelpunkt stellt.

Die von Russland besetzten Gebiete sind keine leeren Räume – sie sind die Heimat von Menschen und Gemeinschaften, einschließlich derer, die zur Flucht gezwungen wurden und ihre Existenzgrundlage zurücklassen mussten. Es handelt sich um ukrainische Staatsbürger, deren Sicherheit und Rechte in jeder Vereinbarung vollständig berücksichtigt und geschützt werden müssen.

Gemäß dem Ziel unserer Kampagne rufen wir alle an den Verhandlungen Beteiligten dazu auf, die Freilassung aller im Zusammenhang mit dem Krieg festgehaltenen Menschen vorrangig zu behandeln. Dazu gehören ukrainische Zivilpersonen – Männer und Frauen –, die von den russischen Behörden in Haftanstalten in Russland und den besetzten Gebieten der Ukraine rechtswidrig festgehalten werden. Sie werden ausgehungert, ihnen wird medizinische Hilfe verweigert, und sie sind routinemäßig Folter, sexualisierter Gewalt sowie anderen Formen grausamer und erniedrigender Behandlung ausgesetzt. Sie hätten niemals inhaftiert werden dürfen und müssen unverzüglich freigelassen werden.

Wir fordern außerdem die schnellstmögliche Freilassung und Rückführung aller ukrainischen und russischen Kriegsgefangenen. Wir weisen zudem darauf hin, dass das Leben ukrainischer Kriegsgefangener in russischer Gefangenschaft in Gefahr ist, da sie brutaler und systematischer Folter sowie anderen Formen der Misshandlung ausgesetzt sind.

Russische politische Gefangene, jene, die bereits verurteilt wurden oder auf ihre Verurteilung warten, weil sie sich gegen den Krieg ausgesprochen oder Handlungen zur Unterstützung der Ukraine unternommen haben, müssen ebenfalls freigelassen werden. Wenn sie es wünschen, muss ihnen erlaubt werden, Russland zu verlassen.

Unter allen Gefangenen müssen die besonders Schutzbedürftigen Vorrang haben: Frauen, ältere Menschen, Personen mit Behinderungen oder schweren gesundheitlichen Problemen, Zivilpersonen, die aus politischen Gründen bereits vor dem russischen Großangriff inhaftiert wurden und von denen viele schon seit Jahren in Gefangenschaft sind, außerdem ukrainische Kinder, die von den russischen Behörden deportiert oder gewaltsam umgesiedelt wurden – sie alle müssen als vordringliche Fälle behandelt werden.

Wir hoffen, dass alle an den Verhandlungen beteiligten Parteien rasch und sichtbar Fortschritte erzielen, damit alle aufgrund des Krieges Gefangenen bald nach Hause zurückkehren können.

Sie haben die Möglichkeit, einen einfachen, aber zutiefst wirkungsvollen humanitären Schritt zu gehen: die Freilassung aller im Zusammenhang mit dem Konflikt festgehaltenen Menschen zu gewährleisten. Ein solcher Schritt, getragen von Ihrer Führungsstärke, würde zeigen, dass selbst in den dunkelsten Krisenzeiten Menschlichkeit und Würde siegen können.

Mit vorzüglicher Hochachtung,

 

Oleskandra Matviichuk

Leiterin des Civic Liberties (Ukraine)

Friedensnobelpreis 2022

 

Oleg Orlov

Leiter des Zentrums zum Schutz der Menschenrechte im Memorial-Netzwerk

Friedensnobelpreis 2022

 

Sowie 73 Organisationen der Initiative #People1st

 

Original: https://people1st.online/open-letter/

 

Zurück

Suche