Aber dieses Urteil verpflichtet uns, an etwas zu erinnern:
Die Machthaber müssen sich darüber im Klaren sein, dass ihre Versuche, mit solchen Mitteln einen gesellschaftlichen Protest mundtot zu machen und zum Erliegen zu bringen, kontraproduktiv sind. Die Ereignisse in der Ukraine sind ein Beispiel dafür, wohin die notorische Missachtung der öffentlichen Meinung führen kann.
Die ausführenden Organe sollten sich dessen bewusst sein, dass nicht allein ihre Auftraggeber, sondern auch sie selbst Verantwortung tragen. Jene, die den Auftrag der Machthaber ausführen, tun dies schließlich nicht unter Todesdrohung. Ihnen droht vermutlich nicht einmal ein Berufsverbot. Die Ermittler und Richter, die das Bolotnaja-Verfahren konstruiert haben, haben ein Verbrechen gegen die Rechtsstaatlichkeit begangen.
Der Vorstand der Internationalen Gesellschaft MEMORIAL
24.2.2014
Weiterlesen … Erklärung von MEMORIAL zu den Urteilen im Bolotnaja-Prozess
Weiterlesen … Schuldspruch im Bolotnaja-Prozess. Urteilsverkündung folgt
"Wenn also jemand in einem Mehrfamilienhaus, in dem viele Menschen wohnen, einen Brand legt und dabei niemand zu Schaden kommt, dann ist das in Ordnung und keine Straftat", kommentiert Sazhin. "Die Polizei wird sich damit erst befassen, wenn es Tote gibt." Für Sazhin ist diese Haltung geradezu ein ermutigendes Signal an die Brandstifter, solche Aktionen fortzusetzen.
Umso aktueller ist der Aufruf von Frontline Defenders, sich mit Unterschützungsschreiben für Igor Sazhin einzusetzen.
Hinweise hier: http://www.frontlinedefenders.org/ru/node/25014/action.
16.2.2014
Igor Sazhin bringt den Anschlag in Zusammenhang mit dem Urteil gegen Nikolaj Kotschetkov, einen Aktivisten der rechtsextremen Organisation „Rubezh Severa“ (Grenze des Nordens). Dieser hatte am 18. Mai 2013 an dem Überfall auf die Vollversammlung von MEMORIAL Komi teilgenommen und Sazhin tätlich angegriffen. Am 28. Januar 2014 wurde er deshalb zu einer Haftstrafe von 20 Monaten verurteilt.
Die Organisation Frontline Defenders ruft zu einer Unterstützungsaktion zugunsten von Igor Sazhin auf. Sie finden den Appell in englischer Sprache hier, in russischer hier.
14.2.2014
Weiterlesen … Brandanschlag auf Wohnung des Leiters von MEMORIAL Komi
Diese Haltung sei auf verbreitete Kritik gestoßen. Es sei ihr jedoch nicht darum gegangen, einen Konflikt mit diesem Gesetz zu vermeiden, sondern um ein Experiment: Sie habe ausloten wollen, ob und mit welchen Konsequenzen es für eine so bekannte Organisation wie die Moskauer Helsinki-Gruppe wirklich machbar ist, ohne finanzielle Unterstützung aus dem Ausland zu arbeiten.
Das Experiment führte zu drastischen Einschränkungen, viele Mitarbeiter wurden entlassen, den Verbleibenden wurde der Lohn auf die Hälfte gekürzt, viele Arbeiten konnten nur noch auf ehrenamtlicher Basis fortgesetzt werden.
Eine Spendenaktion im Internet hatte seinerzeit, noch vor dem „Agentengesetz, einen unerwarteten Erfolg gebracht. Allerdings habe der Verein diese Aktionen nicht wiederholt, weil diese Möglichkeit anderen, weniger bekannten Organisationen vorbehalten bleiben sollte, die keine weiteren Ressourcen hätten. Die Moskauer Helsinki-Gruppe bekommt ja auch staatliche Förderung aus dem Präsidentenfonds. Diese ist jedoch für ein bestimmtes Projekt gedacht (die Schulung von Polizeikräften für den Umgang mit der Öffentlichkeit). Auf andere Projekte, insbesondere zur Aufklärung und Bildung, habe die Organisation verzichten müssen.
Das Ergebnis dieses Experiments fällt eindeutig aus – selbst nach drastischen Einschränkungen, Personalabbau und dem Verzicht auf wichtige Projekte ist es ohne ausländische finanzielle Unterstützung auf die Dauer nicht möglich, die Arbeit der Moskauer Helsinki-Gruppe fortzuführen. Eine Registrierung als „ausländischer Agent“ kommt für Ljudmila Alexejeva nicht in Betracht – dies würde bedeuten, über die Organisation offiziell falsche Angaben zu machen, die nicht der Wahrheit entsprechen.
12.2.2014
Weiterlesen … Moskauer Helsinki-Gruppe kann auf ausländische Unterstützung nicht verzichten
Weiterlesen … Weitgehende Abschaltung des Kanals "Doschd" stößt auf Proteste
Weiterlesen … Menschenrechtszentrum MEMORIAL: Gerichtsverhandlung erneut vertagt
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Bis zum 6. Februar sollten die Ermittlungen im ersten Verfahren abgeschlossen sein, inzwischen wurde diese Frist anscheinend nochmals verlängert. Am 2. Februar fand in Moskau eine Solidaritätskundgebung für die Angeklagten mit mehreren Tausend Teilnehmern statt.
Der Menschenrechtsrat der Russischen Föderation (nicht mit dem „Rat beim Präsidenten der RF für die Entwicklung der Zivilgesellschaft und für Menschenrechte“, ebenfalls kurz „Menschenrechtsrat“ genannt, zu verwechseln) hat die nachstehende Erklärung zur Unterstützung der Bolotnaja-Angeklagten abgegeben.
"Der erste Gruppenprozess im Zusammenhang mit den Ereignissen vom 6. Mai 2012 befindet sich in seinem Endstadium. Von zwölf Angeklagten sind nur vier unter die Amnestie gefallen, acht Personen erwarten ihr Urteil. Den anderen stehen Gerichtsverfahren noch bevor.
Die Staatsanwaltschaft hat bereits für Aleksandra Duchanina (verh. Naumova) und Sergej Krivov sechs Jahre Haft beantragt; für Andrej Barabanov, Stepan Simin, Denis Luzkevitsch, Alexej Polichonovitsch und Artem Savelov – fünfeinhalb und für Jaroslav Belousov fünf Jahre.
Das Gericht kann in der Regel etwas hinter diesen Anträgen zurückbleiben, die nächsten Instanzen lassen dann gewöhnlich noch etwas nach, um Humanität zu demonstrieren. Jedes Urteil, das die „Bolotnaja-Häftlinge“ für Jahre hinter Gitter bringt, werden die russische sowie die internationale Öffentlichkeit als grausame und zynische demonstrative Abrechnung empfinden.
Es ist bekannt, und das seit einem halben Jahr andauernde Gerichtsverfahren hat es erneut bestätigt, dass es an diesem Tag in Moskau zu keinen massenhaften Ausschreitungen gekommen ist. Das wird umso deutlicher, wenn man diese Ereignisse mit der Konfrontation auf den Straßen von Kiew vergleicht. Der physische und psychische Schaden, den Vertreter der Ordnungskräfte erlitten haben, ist minimal im Vergleich mit den Zusammenstößen am Abend des 6. Mai am Bolotnaja-Platz und mit der Grausamkeit, mit der dort Polizeikräfte und Spezialeinheiten gegen die Demonstranten vorgingen.
Der Prozess hat gezeigt, dass keine Beweise dafür vorliegen, dass die Angeklagten den Verletzten irgendeinen Schaden zugefügt hätten. Dessen sind sich alle Beteiligten bewusst: das Gericht, die Behörden, die Gesellschaft und die Gutachter.
Im Falle eines Schuldspruchs würden die Machthaber, ungeachtet aller vorigen Schritte, demonstrieren, dass sie sich auf einen Konfrontationskurs mit der Zivilgesellschaft begeben wollen.
Ludmila Alekseeva (Vorsitzende der Moskauer Helsinki-Gruppe)
Svetlana Gannuschkina (Vorsitzende des Komitees „Bürgerhilfe“)
Valerij Botschtschev (Mitglied der Moskauer Helsinki-Gruppe)
Jurij Vdovin (Stellvertretender Vorsitzender von “Bürgerkontrolle”)
Oleg Orlov (Mitglied im Rat des Menschenrechtszentrums MEMORIAL)
Lev Ponomarev (Direktor der Bewegung “Für Menschenrechte” (Za prava tscheloveka)
Alexander Tscherkassov (Vorsitzender des Rats des Menschenrechtszentrums MEMORIAL)"
Informationen zu diesem Prozess auf Russisch hier.
2.2.2014
Weiterlesen … Repressives Gesetzespaket in der Ukraine zurückgenommen
23.1.2014
Weiterlesen … Erklärung von MEMORIAL International zur Entwicklung in der Ukraine
Zu den Referenten gehörten Tanya Lokshina (Human Rights Watch) und Kirill Koroteev vom Menschenrechtszentrum MEMORIAL in Moskau.
Den Bericht von Kirill Koroteev in englischer Sprache finden Sie hier.
22.1.2014
Weiterlesen … Anhörung im Europäischen Parlament zur Lage der Menschenrechte in Russland
Weiterlesen … Im Handstreich repressives Gesetzespaket verabschiedet