Nachrichten mit dem Stichwort

Überfall auf MEMORIAL-Mitarbeiter

Am 6. Juni 2011 wurde der Mitarbeiter des MEMORIAL-Menschenrechtszentrums Bachrom Chamrojev gegen 18.30 Uhr vor seiner Moskauer Wohnung überfallen und zusammengeschlagen.
Chamrojev wollte in Murmansk den Usbeken Jusup Kasymachunov treffen, der wegen Zugehörigkeit zur Organisation Hisb ut-Tahrir verurteilt worden war und nach Absitzen seiner Strafe auf die gerichtliche Entscheidung über eine Auslieferung nach Usbekistan wartet, die am 8. Juni 2011 getroffen werden sollte. Jusup Kasymachunov befürchete, noch vor Zusammentreten des Gerichts bereits bei seiner Freilassung abgeschoben zu werden und hatte deshalb um Begleitschutz gebeten.
9.06.2011
Mehr in russischer Sprache unter http://www.memo.ru/2011/06/06/0606112.html

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Chodorkovskij auf Moskauer Buchmesse

Am 11. Juni 2011 wird das in russischer Sprache erschienene Buch „Der Fall Chodorkovskij“ auf der Internationalen Moskauer Buchmesse vorgestellt. Autoren des Buches sind der Journalist Alexander Pumpjanskij, der Menschenrechtler Sergej Kovaljev und der Künstler Boris Shutovskij.
Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Gespräch zwischenSergej Kovaljev, Alexander Pumpjanskij, Vjatscheslav Bachmin und Denis Dragunskijstatt.
07.06.2011

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Amnesty International zu den politischen Morden in Russland

In ihrer Erklärung vom 6. Juni 2011 bezeichnet die Organisation die Verhaftung von Rustam Machmudov, der am 31. Mai in Tschetschenien festgenommen wurde und des Mordes an der Journalistin und Menschenrechtlerin Anna Politkovskaja angeklagt worden ist, als wichtigen Schritt, um der Straflosigkeit von Verbrechen an all denen ein Ende zu setzen, die im Nordkaukasus und insbesondere in Tschetschenien gegen Menschenrechtsverletzungen auftreten.

Anna Politkovskaja war am 7. Oktober 2006 ermordet worden.

Die effektive Aufklärung dieses Mordes wird ein entscheidendes Kriterium dafür sein, inwieweit Russland willens und fähig ist, das Problem der Gewalt gegenüber Journalisten und Menschenrechtlern zu lösen.

Amnesty International ruft die russischen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass der Fall Rustam Machmudov und derer, die des weiteren an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein sollen, im Sinne und nach Maßgabe der internationalen Rechtsprechung behandelt wird. Der Fall Machmudov dürfe auch kein Einzelfall bleiben, sondern müsse ein weiterer Schritt auf dem Weg zu mehr Rechtsstaatlichkeit sein.

In diesem Zusammenhang bedauerte die Organisation, daß die russischen Behörden das österreichische Gericht bei der Aufklärung des Mordes an Umar Israilov in keiner Weise unterstützt hätten, obwohl umfangreiches Beweismaterial und zahlreiche Zeugenaussagen vorlegt worden waren, die auf die Beteiligung ranghoher Persönlichkeiten aus Tschetschenien hingewiesen hätten.
07.06.2011

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Niederlage Chodorkovskijs vor Europäischem Menschenrechtsgerichtshof

Der Gerichtshof hat die Klage Chodorkovskijs gegen die russische Willkürjustiz in wesentlichen Teilen abgewiesen.

Der Prozess gegen den Kläger sei nicht politisch motiviert.
Allerdings erkannten die Richter die Verletzung des Verbots unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung aufgrund der Bedingungen während der Untersuchungshaft Chodorkovskijs und dessen Behandlung im Gerichtssaal einstimmig an.
Das Urteil muss als Niederlage Chodorkovskijs in der Auseinandersetzung mit der russischen Justiz gewertet werden.
Das russische Menschenrechtsportal hro.org ergänzt dazu, das Gericht habe in den Schlussfolgerungen zu seinem Urteil, das sich auf die erste, vor sieben Jahren eingereichte Klage (von inzwischen ingesamt vier Klagen) Chodorkovskijs bezieht, durchaus gewisse Zweifel an den Umständen und eigentlichen Motiven der Strafverfolgung geäußert, eindeutige Beweise hätten ihm jedoch nicht vorgelegen.
31.05.2011/01.06.2011

Mehr unter http://www.hro.org/node/11224

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Keine Versammlungsfreiheit für diesjährige Gay-Parade in Moskau

Auch in diesem Jahr wurde die am 28.05.2011 geplante Gay-Parade mit Rücksicht auf die vorgeblich negative Einstellung der Öffentlichkeit zu dieser Frage verboten. Bei der Veranstaltung kam es wiederum zu Festnahmen und Übergriffen durch die Ordnungskräfte.

Dies ist umso bedauerlicher als die Demonstrationen, die in zahlreichen Städten Russlands am 31. des jeweiligen Monats für die Einhaltung der nach Art. 31 der russischen Verfassung garantierten Versammlungsfreiheit stattfanden, einen gewissen Erfolg gezeigt hatten. Seit Oktober 2010 werden diese Demonstrationen z.T. zwar noch unter Auflagen durchgeführt, jedoch auch in Moskau nicht mehr behindert.

Die russische Initiative fand auch im Ausland breiteste Unterstützung. In Berlin haben der Deutsch-Russische-Austausch, MEMORIAL Deutschland und Amnesty International seit März 2010 jeweils am 31. eines Monats eine Mahnwache vor der Russischen Botschaft abgehalten, um ihre Soldarität mit all denjenigen in Russland zum Ausdruck zu bringen, die unter großen Risiken auf die Straße gegangen sind, um sich für die Gewährleistung dieses Grundrechts ihrer Verfassung einzusetzen.

Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat das Verbot der Demonstrationen sexueller Minderheiten in Moskau als rechtswidrig eingestuft.
30.05.2011

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Chodorkovskijs "Briefe aus dem Gefängnis"

"Und selbstverständlich bin ich dagegen, dass der Staat als Okkupant in „tatarisch-mongolischer“ Tradition auftritt, von den Bürgern Geld eintreibt und nicht verpflichtet ist, über die Verwendung dieser Abgaben Rechenschaft abzulegen, sich nicht um die Interessen der Bürger schert und ihnen diktiert, wie sie leben sollen.“


Dies schrieb Michail Chodorkowskij am 24. Juni 2009 an die russische Gegenwartsautorin Ljudmila Ulitzkaja. Der Brief ist auf Seite 102 seines am 30. Mai erscheinenden Buches zu finden, darüber hinaus ein beeindruckender Briefwechsel und Essays. Begleitet von regem Medieninteresse stellte Pavel Chodorkowskij - der Sohn des prominenten Inhaftierten - am 26. Mai 2011 im Foyer des Berliner Gorki-Theater die deutsche Fassung der Öffentlichkeit vor.



Das Erscheinen von „Briefe aus dem Gefängnis“ - so der Titel des Werkes - war Grund genug für Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, damals Berichterstatterin für die parlamentarische Versammlung zum Jukos-Prozess, Stellung zu dem brisanten Fall zu nehmen: Sie setzte auf eine Politik der klaren Worte und wünschte sich ein demokratisches, europäisches Russland. Nach wie vor habe sie Hoffnung auf ein Ende der „Telefonjustiz“, d.h. wenn dem Richter das zu fällende Urteil im Vorfeld am Telefon mitgeteilt wird, und die Festigung eines unabhängigen Rechtswesens.



Der seit Jahren in den USA lebende Pavel Chodorkowskij hat seit Prozessbeginn im Oktober 2003 zu seinem Vater Kontakt lediglich über Briefe - aus Sicherheitsgründen rät ihm sein Vater davon ab, nach Russland zu reisen. Besonders während des ersten Prozesses sei der Druck auf die Familie massiv gewesen: Männer in Zivil suchten seine Schwester in der Schule und seine Mutter im Büro auf und versuchten sie einzuschüchtern.



Auf die Frage, ob denn Druck aus dem Westen überhaupt etwas ausrichten könne, antwortet der besorgte Sohn, der öffentliche Druck sei sehr wichtig, und nur so könne das Überleben seines Vaters im Gefängnis sichergestellt werden. Seit der Urteilsverkündung kenne man nicht ein mal mehr den genauen Aufenthaltsort Chodorkowskijs.


Natalja Konyashina
27.05.2011

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Nordkaukasus-Konflikt - russisches Eingeständnis der eigenen Machtlosigkeit

Wenn sich die Lage im Nordkaukasus überhaupt verbessern soll, so müssen die Ausschreitungen und Übergriffe der Sicherheitskräfte unterbunden und rechtlich verfolgt werden, erklärte die Russland-Referentin von Human Rights Watch, Tatjana Lokschina, auf der Internationalen Konferenz „Andrej Sacharov – Sorge und Hoffnung 2011“.

Im Jahr 2000 hat Putin den Krieg in Tschetschenien für beendet erklärt. Dass von Frieden in der Region um Nordkaukasus bis heute trotzdem keine Rede sein kann, sieht man nicht zuletzt an dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo Anfang des Jahres.

Vor einigen Jahren noch fühlte man sich, wenn nicht in Tschetschenien selbst, so wenigstens auf dem Gebiet des Nachbarlandes Inguschetien sicher. Bald aber kam es auch dort zu ersten Übergriffen und Entführungen von Menschen. Zunächst waren nur tschetschenische Flüchtlinge betroffen, die zurück in ihr Land gebracht wurden. Inzwischen sind aber auch inguschetische Bürger Opfer der Überfälle. Die Situation hat sich dramatisch verschlechtert und in kürzester Zeit die komplette nordkaukasische Region erfasst. Die Republik Dagestan ist dabei besonders stark betroffen und gilt heute als neuer Brennpunkt in der Russischen Föderation.

Die Tatsache, dass selbst staatliche Organe den drastischen Anstieg der Gewalt einräumen und von einer Verschlechterung um 100 % in den Jahren 2009 bis 2010 sprechen, klingt ganz nach einem Eingeständnis der eigenen Machtlosigkeit. Vor einem Jahr erst traf Präsident Medvedev mit führenden Vertretern russischer Menschenrechtsorganisationen wie MEMORIAL und Human Rights Watch zusammen, um über aktuelle Themen zu diskutieren. Damals stimmten alle darin überein, dass die Probleme im Nordkaukasus hoch brisant seien. Medvedev sicherte den Anwesenden einen präsidialen Erlass zu. Auf diesen wartet man noch heute.
25.05.2011

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Amnesty International erkennt Chodorkovskij und Lebedev als Gewissensgefangene an

Amnesty International hat Chodorkovskij und Lebedev als Gewissensgefangene anerkannt. Die Entscheidung wurde am Abend des 24. Mai 2011 durch das Internationale Sekretariat in London gefällt.

Als Gewissensgefangene gelten Personen, die durch äußere Umstände wie Haft o.ä. gehindert werden, das Recht auf freie Meinungsäußerung auszuüben und die Anwendung von Gewalt weder billigen noch dazu aufrufen.

„Dass das Appellationsgericht die Mängel des Bezirksgerichts nicht behoben hat, dass Chodorkovskij und Lebedev seit 8 Jahren in Haft sind und die Anklagepunkte als solche haben uns darin bestärkt, dass diese Personen ausschließlich aus politischen Gründen inhaftiert sind“, erklärte Sergej Nikitin, Leiter des A.I.- Büros in Moskau.

Namhafte Vertreter des russischen Kulturlebens, wie Boris Strugatzkij, Boris Akunin, Oleg Basilashvilij und viele andere, hatten sich im März 2011 an das russische Büro von Amnesty International mit der Bitte gewandt, Michail Chodorkovskij und Platon Lebedev als Gewissensgefangene anzuerkennen.
25.05.2011
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Chodorkovskij/Lebedev: Berufung abgelehnt

Die Berufung gegen das Urteil im Chodorkovskij/Lebedev-Verfahren vom 27. Dezember 2010 wegen Unterschlagung der gesamten Erdölproduktion der Jukos- Gesellschaft von 1998-2003 in Verbindung mit Geldwäsche wurde heute durch das Moskauer Stadtgericht abgelehnt. Die Verurteilten bleiben bis zum Jahr 2016 in Haft.

Das Urteil löste bereits scharfen Protest in westlichen Ländern aus und wird als herber Rückschlag für die Modernisierungspolitik von Präsident Medvedev und dessen Bemühungen um die Unabhängigkeit des Rechtssystems in Russland angesehen, die wiederum als Grundvoraussetzung für ein besseres Investitionsklima gilt.

MEMORIAL International hatte das Urteil wie folgt kommentiert:

"Das Moskauer Gericht hat sein Urteil über Michail Chodorkovskij und Platon Lebedev gefällt. Hart, ungerecht, unrechtmäßig. Alles in dieser Sache ist bereits gesagt. Eines nur bleibt hinzuzufügen: Dies ist nicht die letzte Instanz.
Dabei geht es nicht um das Moskauer Gericht, nicht um den Obersten Gerichtshof Russlands und nicht um den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Wir meinen den Richterspruch der Geschichte. Die Autoren des Urteils über Chodorkovskij und Lebedev - die wahren Autoren dieses Urteils - glauben ebenso wenig wie ihre sowjetischen Vorgänger an den Richterspruch der Geschichte.
Ein Irrtum, wie sie höchst wahrscheinlich noch zu Lebzeiten erfahren werden."
24.05.2011

Mehr dazu sowie eine Stellungnahme Chodorkovskijs unter http://www.khodorkovskycenter.com.

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Erneute Proteste gegen Abholzung des Chimki-Waldes

Etwa 250 Personen versammelten sich am 22. Mai 2011 in Moskau am Gribojedov-Denkmal, um für den Schutz des Chimki-Waldes zu demonstrieren. Die Demonstranten sprachen von notwendigen strafrechtlichen Maßnahmen wegen illegaler Abholzung des Waldes und forderten die beteiligten Behörden auf, über die Trasse Moskau-St.Petersburg gemeinsam zu verhandeln. Nach Auskunft von Sergej Udalzov, Chef der Bewegung Linke Front, liegen elf Alternativ-Vorschläge zum jetzigen Trassenverlauf auf dem Tisch.
Der Konflikt zwischen Grünen und den Bauherrn der Trasse war auch Thema auf der Sitzung des Menschenrechtsrats beim russischen Präsidenten am 23. Mai 2011. Der Präsident soll über das Ergebnis der Erörterungen unterrichtet werden.
Die Entscheidung über den Bau der Trasse Moskau-St. Petersburg wurde 2006 getroffen. Die Arbeiten sollten bis 2014 abgeschlossen sein, verzögerten sich jedoch immer wieder. Die Gegner des Bauvorhabens argumentieren, dass die Trasse dem ökologischen Bestand des Chimki-Waldes einen unwiderruflichen Schaden zufügen würden und alleiniges Machwerk von Korruption sei. Im August 2010 war das Gebäude der Chimki-Verwaltung u.a. mit Steinen angegriffen worden. Präsident Medvedev hatte darauf hin das Projekt storniert und zur Diskussion zwischen den gesellschaftlichen Gruppen aufgerufen. Im Dezember 2010 beschloss die Regierungskommission jedoch, dass der Trassenverlauf nicht geändert würde.
24.05.2011

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Belarus - Mahnwache

Amnesty International veranstaltete am 19. Mai 2011 eine Mahnwache für die gewaltlosen politischen Gefangenen in Belarus.
Wo: Potsdamer Platz (am Mauerstück)
Wann: 18.00 Uhr
Für weitere Fragen steht Jovanka Worner zur Verfügung: .
Mehr unter www.amnesty-berlin1310.de

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Korruption in Russland

Am 2. Mai 2011 fand das dritte offene Seminar der von MEMORIAL International und dem Levada-Center durchgeführten Veranstaltungsreihe „Demokratie in Russland“ statt.
Thema war die Rechenschaftspflicht des Staates und das Problem der Korruption, insbesondere die Frage, ob Korruption in einem System vertikaler Machtstrukturen überhaupt bekämpft werden könne. Dabei stimmten die Referenten darin überein, dass keine Gesellschaft vor Korruption sicher sei und diese auch in Ländern mit niedriger Korruptionsschwelle wie Schweden und Norwegen auftrete, hier jedoch auf ein annehmbares Mindesmaß beschränkt bleibe. Bei dieser sogenannten "klassischen Korruption von unten nach oben" versuchen privatwirtschaftliche Vereinigungen, Regierung und staatliche Institutionen für sich einzunehmen und so in den Genuß von Vorteilen zu gelangen.
Auch die russische Regierung geht formell gegen diese Art von Korruption vor.
Die Besonderheit der "russischen" Korruption besteht nun darin, dass nicht nur das Angebot von unten kommt, sondern ebenso die Nachfrage von oben besteht - also eine Art Erpressung durch den Staat stattfindet, die alle Kontrollorgane involviert. So hat die Regierung nach und nach die Privatwirtschaft, aber auch einzelne Institutionen und schließlich die Gesellschaft als Ganzes eingenommen. Darüber hinaus wurde eine Reihe von Gesetzen beschlossen, die so aufeinander abgestimmt sind, dass immer eines von ihnen verletzt werden muss. Korruption in Russland kann als Epi-Phänomen bezeichnet werden, das die Ineffizienz öffentlicher Einrichtungen kompensieren soll.
So kann es nicht überraschen, dass das gegenwärtige politische Regime nicht in der Lage ist, Erpressung und Korruption zu unterbinden. Rechenschaft wird ausschließlich von unten nach oben praktiziert. Von einer Rechenschaft staatlicher Behörden gegenüber der Gesellschaft kann keine Rede sein, der Staat lehnt bereits die Vorstellung einer solchen Rechenschaftspflicht ab.

Zu Massenprotesten kommt es jedoch nicht. Aus einem Ohnmachtsgefühl und dem Mangel an Alternativen heraus wird die Situation von der Bevölkerung geduldet. Etwa die Hälfte der Russen ist laut Umfragen der Meinung, Korruption bestimme die gesamte Gesellschaft. Man gibt sich schon damit zufrieden, dass die staatliche Repression sich in Grenzen hält. Von Massenprotesten oder öffentlichem Widerstand erhofft man sich also wenig. Einzelne allerdings, die es zu einem gewissen Wohlstand und Einfluss gebracht haben, melden sich wohl zu Wort: So kann es nicht weitergehen! Sie versuchen dann, rechtlich gegen diese Machtstrukturen vorzugehen. "Rebellierendes Büroplankton" nennt Elena Panfilova diese Menschen.

Ist Änderung in Sicht? Eine Hoffnung bildet die Festigung der Privatwirtschaft und weitere Entwicklung der politischen Konkurrenz, die ein Mehr an Rechtsstaatlichkeit bringen könnten. Denn grundsätzlich könne Korruption auch bei vertikalen Machtstrukturen bekämpft werden.
Lesen Sie mehr in russischer Sprache unter http://www.hro.org/node/11065

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Neue Datenbank zur Verletzung der Rechte von Journalisten

Im Haus der Journalisten in Moskau fand am 13. April 2011 ein Runder Tisch zum Thema “Schutz der Rechte der Journalisten in Russland" statt. Die Teilnehmer forderten vollständige Transparenz bei Übergriffen gegen Journalisten und deren gezielter Bedrohung.
Bei diesem Runden Tisch wurde auch eine neue Datenbank vorgestellt, die die Verletzung der Rechte der Journalisten dokumentiert und die seit Beginn der 90er Jahre zu Tode gekommenen Journalisten aufführt.
Mehr in russischer Sprache unter http://hro.org/node10794.

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Kurswechsel in Dagestan?

Am 7. April 2011 fand ein Treffen zwischen dem Präsidenten von Dagestan, Magomedov, und Oleg Orlov sowie Ekaterina Sokirjanskaja und Svetlana Gannushkina als Vertreter des MEMORIAL-Menschenrechtszentrums statt.
Hauptthema des Treffens, an dem u.a. auch die Bevollmächtigte für Menschenrechtsfragen Omarova und MEMORIAL-Mitarbeiter aus Dagestan teilnahmen, war der Dialog zwischen Staat und Gesellschaft in Dagestan und insbesondere die Einbeziehung von Vertretern unterschiedlicher Strömungen innerhalb des Islam, wie Salafisten und Sufisten. Ebenfalls angesprochen wurde das Vorgehen der Sicherheitskräfte bei Anti-Terror-Einsätzen, das im Rahmen von Recht und Ordnung erfolgen muss.
Als Ergebnis des Treffens vereinbarte man die Durchführung eines Runden Tisches am 18. und 19. Mai 2011, der sich mit Fragen der Zivilgesellschaft in Dagestan und einem Ausweg aus der jetzigen Krise befassen soll.

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Foreign Office-Jahresbericht zur internationalen Menschenrechtslage übt scharfe Kritik an Russland

In seinem Jahresbericht zur internationalen Menschenrechtslage 2010, der am 31. März dem britischen Parlament vorgelegt wurde, übt das Foreign Office scharfe Kritik an der Situation in Russland.
Trotz geringfügiger Reformen und vielversprechender öffentlicher Erklärungen seien im vergangenen Jahr keinerlei Anzeichen für eine systematische und grundlegende Änderung der Verhältnisse zu erkennen gewesen. Die Versammlungsfreiheit sei weiterhin eingeschränkt, und die Behörden behinderten die Arbeit von Journalisten und Nichtregierungsorganisationen.
Besonders besorgniserregend seien das zweite Strafverfahren gegen Michail Chodorkovskij und Platon Lebedev, aber auch die Lage der Ermittlungen zu den Mordfällen Politkovskaja und Estemirova sowie der Tod des Anwalts Sergej Magnitskij, der unter ungeklärten Umständen in seinem Moskauer Gefängnis starb.

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"Demokratie in Russland" - Moskauer Seminarreihe von MEMORIAL International

Demokratie und freie Wahlen, Wahlen in Russland: Realität oder Imitat, Wahrung des Status Quo oder Wandel zum Besseren? – Dies sind die Themen des 2. Seminars, das MEMORIAL International am 7. April 2011 im Rahmen des Projekts „Demokratie in Russland“ veranstaltet.
Die interdisziplinären Seminare zu Fragen der Demokratisierung, der bürgerlichen Solidarität und Überwindung der totalitären Vergangenheit Russlands sollen Anstoß zu einer Diskussion zwischen Wissenschaftlern, Bürgerrechtsaktivisten, Experten, Journalisten und einem interessierten Publikum sein, um in diesem Kreis die soziologisch begründete Auseinandersetzung mit den sozialen und politischen Fragen im heutigen Russland zu fördern.
Das erste dieser Seminare, an dem in- und ausländische Experten teilnehmen, veranstaltete MEMORIAL International am 1. März 2011 zum Thema „Perspektiven der Bürgergesellschaft und Probleme bürgerlicher Solidarität in Russland“.

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Ella Pamfilova mit Preis des Deutsch-Russischen Forums ausgezeichnet

Ella Pamfilova, die für ihre zivilgesellschaftlichen und politischen Verdienste bereits mit zahlreichen Orden und Auszeichnungen geehrt wurde, erhielt am 31. März 2011 den mit 5000 € dotierten Dr. Friedrich Joseph Haass-Preis des Deutsch-Russischen Forums.
Ella Pamfilova ist seit 2001 Vorsitzende des Präsidiums der Allrussischen gesellschaftlichen Bewegung "Würde des Bürgers". Im Jahr 2002 ernannte Putin sie zur Vorsitzenden der damaligen Menschenrechtskommission, heute neu organisiert zum Rat für die Entwicklung von Zivilgesellschaft und Menschenrechte beim Präsidenten der Russischen Föderation. Von diesem Amt trat sie im Juli 2010 zurück.
Gewürdigt wurden ihre "hohe Integrität, Durchsetzungsvermögen und außerordentliches Engagement".

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Erneute Festnahmen bei Demonstrationen in Moskau und St. Petersburg zum 31.

Auf den nach wie vor nicht genehmigten Demonstrationen zur Durchsetzung der Versammlungsfreiheit gemäß Art. 31. der russischen Verfassung kam es erneut zu Festnahmen in Moskau und St. Petersburg. Trotz des großen Aufgebots an Sicherheitskräften hatten sich auf dem Moskauer Puschkin-Platz etwa 800 Personen versammelt. Nach Auskunft der Polizei wurden in Moskau etwa 50 Personen festgenommen, in St. Petersburg u.a. auch Boris Nemzov.

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Europäischer Menschenrechtsgerichtshof verurteilt Russland zu Entschädigungszahlung von 1,5 Mio €

Am 29. März 2011 gab der Gerichtshof nach Informationen von IA Rosbalt der Klage der Einwohner des Dorfes Kogi statt, das 1999 durch Luftangriffe zerstört wurde. Zwei Kinder und drei Frauen kamen damals ums Leben. Die zweite Klage hatten die Angehörigen des Vermissten Ajuba Mursatova, gebürtiger Tschetschene, eingereicht, der 2002 von Unbekannten in Tarnanzügen entführt worden war. Die russischen Behörden hatten keine Ermittlungen zum Verschwinden von Mursatova eingeleitet. Der Gerichtshof hat die Beweisgründe der Kläger anerkannt und Russland zur Zahlung einer Entschädigung in Höhe von 1,5 Mio € verpflichtet.

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Putin und die Gewissenspflicht

In ihrer Erklärung vom 24. März 2011 kritisiert die Internationale Gesellschaft MEMORIAL die Äußerungen Putins, der anlässlich seines Besuchs in Slovenien am 22. und 23. März die Zahl der Opfer beklagte, die der Bürgerkrieg in Libyen und, mehr noch, die jüngsten Raketen- und Bombenangriffe auf das Land forderten, und erinnerte die Beteiligten an ihre Gewissenspflicht.
MEMORIAL International erinnert den Premierminister aus diesem Anlass an die Bombardierung von Zivilisten in Tschetschenien in den Jahren 1999/2000: So kamen bei dem Raketenbeschuss auf Grosny am 21.10.1999 mehr als 100 Menschen ums Leben, der Angriff auf eine Flüchtlingskolonne am 29.10.1999 forderte 16 Menschenleben und der Beschuss des Dorfs Katyr-Jurt vom 4. bis 7.02.2000 kostete mehr als 100 Personen das Leben.
Diese wenigen Beispiele schon sollten auch für Putin, damals ebenfalls Premierminister, eine Erinnerung an die Pflichten des Gewissens sein.

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