Am 19. Oktober 2024 stellte Uta Gerlant gemeinsam mit Oleg Orlow das Buch "'Alles kann sich ändern' - Letzte Worte politisch Angeklagter vor Gericht in Russland“ am Stand von MEMORIAL auf der Frankfurter Buchmesse vor. Das Buch war wenige Tage zuvor im ibidem-Verlag erschienen und ist seitdem im Buchhandel erhältlich.
"Alles kann sich ändern" vereint die letzten Worte von 29 Angeklagten aus den Jahren 2017 bis 2024:
Prominente und kaum bekannte unterschiedlichen Alters aus verschiedenen Regionen Russlands – Schüler und Studenten, Politikerinnen und Aktivisten, Arbeiter und Künstlerinnen, Journalistinnen und Wissenschaftler. Sie wurden zumeist wegen Meinungsäußerungen unter verschiedenen Strafartikeln angeklagt; in den letzten Jahren zunehmend wegen Protesten gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
Vor dem Urteilsspruch steht in Russland jedem Angeklagten das Recht auf ein letztes Wort zu. Die Autoren der in dem Buch versammelten Texte nutzten diese Gelegenheit, sich womöglich das letzte Mal für lange Zeit an die Öffentlichkeit zu wenden und ihre Überzeugungen zu bekunden. Einige wandten sich an Putin mit der Aufforderung, den Krieg sofort zu beenden. Andere sprachen direkt das Gericht an, redeten über dessen Abhängigkeit und darüber, dass Angst unfrei macht. Und fast alle bedankten sich bei ihren Unterstützerinnen, bei Verwandten und Freunden, aber auch bei Unbekannten, die ihnen ins Gefängnis geschrieben haben. Die Protagonisten vermitteln uns Einblicke in ihren Alltag vor der Haft und im Gefängnis. Einige Reden sind rhetorische Meisterwerke, mutig sind sie alle.
Auf der Frankfurter Buchmesse 2024 fand das Buch großes Interesse - zur Buchpräsentation war der Memorial-Stand gut besucht. Uta Gerlant, die die erklärenden Texte geschrieben und das Buch für Memorial Deutschland e.V. herausgegeben hat, stellte das Buch vor. Oleg Orlow, führender Menschenrechtler bei Memorial seit Jahrzehnten, von dem es ebenfalls ein letztes Wort in dem Buch gibt und der auf dem Buchcover – protestierend auf dem Roten Platz – zu sehen ist, konnte dabei sein, weil er durch den Gefangenenaustausch vom 1. August freikam. Er las einige Stellen aus seiner Rede, die Uta Gerlant dann auf Deutsch vortrug. Anschließend beantwortete Oleg Orlow Fragen aus dem Publikum. Nach der Signierstunde blieben künftige Leserinnen und Leser des Buches noch bei Getränken und in Gespräche vertieft am Memorialstand.