Nachrichtenarchiv

2016

Margret Cram (29. November 1929 – 9. September 2016)

Margret Cram ist tot.Sie starb am letzten Freitag. Es geschah so plötzlich, dass wir uns nicht verabschieden konnten. Dieser Tod passt zu ihr: Frau Cram hat nie groß Aufhebens um sich gemacht. Gerade hatte sie noch die nächsten Benefizkonzerte zugunsten bedürftiger GULag-Überlebender in Sankt Petersburg zu organisieren begonnen. Seit einem Vierteljahrhundert machte sie das, länger als es den deutschen Ableger von Memorial gibt.

Trotz ihres hohen Alters war Frau Cram immer in Bewegung – wie ihre Gedanken auch. Und in fröhlicher Selbstdisziplin legte sie selbst lange Strecken mit dem Fahrrad zurück, um fit zu bleiben.

Frau Cram hat mit ihrem Leben gezeigt, dass individuelles Handeln wichtig ist, und dass es auf die Person selbst ankommt.

Ihr Haus stand immer für Memorial offen. Ob sie die russischen Musiker der Benefizkonzerte beherbergte, Mitgliederversammlungen und andere Treffen organisierte oder thematische Abende gab, bei denen jeweils ein Gast im Mittelpunkt stand – immer waren wir ihr willkommen. Sie interessierte sich für historische und politische Zusammenhänge, aber vor allem für die Menschen, die deren Folgen zu tragen haben, und fragte hartnäckig und voller Wissbegier nach. Wie oft haben wir diese unglaubliche Gastfreundschaft genossen. Mit ihr gab Frau Cram allem eine persönliche Note – was für ein Geschenk!

Und sie hatte ein großes Zutrauen in Menschen, in ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten.

Frau Cram war eine Förderin und eine Ermöglicherin: sie bot vielen – gerade jungen – Menschen Freiräume, in denen sie sich ausprobieren und entwickeln konnten. Und sie brachte Menschen zusammen. Dabei achtete sie immer auf ein ausgewogenes Miteinander; Altruismus, der das Gegenüber in hilfloses Angewiesensein drängt, war ihre Sache nicht. Sie wollte gern Neues erfahren, ihr Russisch pflegen, Musik hören und freute sich über jede Gesellschaft, die dazu beitrug.

Auf Dank kam es Frau Cram nicht an – Dankesworte machten sie eher verlegen. In dem, was sie für richtig befand und deshalb tat, wußte sie sich getragen von dem, dem sie vertraute – das genügte ihr.

Unermüdlich stritt Frau Cram für die sozialen Belange unserer Arbeit. Wir werden ihr Andenken ehren, indem wir dieses Vermächtnis annehmen und weitertragen.

Memorial wird ohne Frau Cram ein anderes sein. Wir vermissen sie sehr.


Margret Cram mit Wladimir Schnittke


Mitgliederversammlung von MEMORIAL Deutschland bei Margret Cram (im Bild links)


Margret Cram mit Wladimir Schnittke und Jan Plamper

MEMORIAL-Treffen mit Wladimir Schnittke bei Margret Cram (im Bild links)

12. September 2016

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MEMORIAL Deutschland trauert um Margret Cram

Unser Mitglied Margret Cram ist am 9. September verstorben.

Margret Cram hat sich über zwei Jahrzehnte unermüdlich für MEMORIAL engagiert, insbesondere für MEMORIAL Petersburg. Sie organisierte regelmäßig (ein- bis zweimal jährlich) Benefizkonzerte in Berlin und Umgebung. Darüber hinaus bot in ihrem Haus Raum für unzählige unserer Begegnungen - für unsere Mitgliederversammlungen, vor allem aber auch für Diskussionen mit Memorial-Mitgliedern und Menschenrechtsaktivisten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die immer wieder auf ihre großzügige Gastfreundschaft zurückgreifen und bei ihr übernachten konnten.

Ein Nachruf folgt.

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NGO Perm-36 aufgelöst

Liquidierungsverfahren abgeschlossen

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"MEMORIAL-Chronik"

Newsletter zu Aktivitäten von MEMORIAL

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Auszeichnung von MEMORIAL

MEMORIAL erhält William-Wilberforce-Medaille

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Attacke auf Festakt von MEMORIAL

Heute fand in Moskau im Haus des Kinos unter großer Beteiligung und mit internationalen Gästen die Preisverleihung zum Schülerwettbewerb „Der Mensch in der Geschichte – Russland im 20. Jahrhundert“ statt, den MEMORIAL seit etlichen Jahren mit einer Reihe von Partnerorganisationen durchführt. Schüler, deren Arbeiten ausgezeichnet wurden, waren aus 28 russischen Regionen angereist.

Vor dem Gebäude hatten sich über zwanzig Hooligans versammelt, die der „Nationalen Befreiungsbewegung“ (NOD) und der „eurasischen Jugendorganisation“ angehören, mit sowjetischen Fahnen, Georgsbändern und zum Teil in Militäruniformen. Sie wollten gegen die Veranstaltung und das Projekt protestieren, das nach ihrer Auffassung die russische Geschichte verfälscht und aus dem Ausland finanziert wird. Zu den Sponsoren des Schülerwettbewerbs gehören übrigens sowohl die Stadt Moskau als auch der Präsidentenfonds.

Die Hooligans riefen Parolen wie „Faschisten“und „Nationalverräter“ und beschimpften besonders ältere Personen. Sie bespritzten die Ankommenden mit grüner Flüssigkeit (so die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja, die Leiterin der Jury, und einen der skandinavischen Projektpartner), einer weiteren, übelriechenden Substanz und mit Salmiakgeist. Von den Schülern kam niemand zu Schaden, da sie sich bereits im Gebäude befanden. Die Polizei schritt erst spät und nur halbherzig ein. Es kam zu einer Festnahme - gegen den Mann, der mehrere Personen mit grüner Flüssigkeit begossen hatte, wird wegen geringfügigen Hooliganismus ermittelt.

Der Menschenrechtsrat hat sich aus diesem Anlass an das russische Innenministerium gewandt. Er fordert eine sorgfältige, objektive Aufklärung des Vorfalls.

28. April 2016

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Medzhlis auf der Krim verboten

Krimtataren verlieren ihr Repräsentativorgan auf der Krim

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Gemeinsames Jugendprojekt von MEMORIAL Deutschland, Deti Peterburga und DRA abgeschlossen

Von Marit Cremer

In Deutschland Sinti und Roma – in Russland Zigeuner: Wer sind sie, wo kommen sie her und warum werden sie diskriminiert? Das Deutsch-Russische Jugendaustauschprojekt „Vorurteile ins Abseits“ zu Antiziganismus in Deutschland und Russland ging diesen Fragen bei jeweils einwöchigen Seminaren in Berlin und St.Petersburg nach.

Die Jugendlichen sprachen mit der Berliner Grünen-Politikerin Susanna Kahlefeld über die Strukturen von Diskriminierung gegen zugewanderte Rroma in Berlin, informierten sich bei einer Podiumsdiskussion in der Humboldt-Universität über die Situation der Rroma in der Ostukraine, erfuhren in der Gedenkstätte Sachsenhausen von der Verfolgung der Sinti während der NS-Zeit, unterhielten sich mit russischen Stipendiaten des Roma Education Fund über ihr Leben und Diskriminierungserfahrungen, sahen Dokumentarfilme zu Tabors, den sog. „Zigeunersiedlungen“, im Nordwesten Russlands, erfuhren von staatlichen Übergriffen auf diese Siedlungen, hörten von der sich über Jahrhunderte hinziehenden Wanderungsbewegung von Rroma aus Indien über Spanien und den Balkan bis nach Russland... und zogen für sich den Schluss, dass es zahlreiche Gruppen und Untergruppen von Rroma gibt, von denen manche sich ähneln, andere wiederum völlig eigenständig in Sprache, Herkunft und Kultur sind, dass Antiziganismus in beiden Ländern sehr unterschiedliche Hintergründe und Ausprägungen hat und dass - wie so oft im echten Leben - alles viel komplexer und vielschichtiger ist, als zunächst gedacht.

Mehr Informationen über die Begegnung in Berlin auf Radio Alte Feuerwache: https://www.dropbox.com/s/y9oaqad5z732…/antiziganismus1.MP3…
https://www.dropbox.com/s/rul93d14l…/antiziganismus%202.MP3…

Die Organisatoren danken der Stiftung EVZ für die finanzielle Förderung des Projekts!

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Putin unterzeichnet Gesetz zur Wahrung des Gedenkens an politische Verfolgungen

Präsident Putin hat am 9. März ein von der russischen Regierung eingebrachtes Gesetz unterzeichnet, das schon bestehende Gesetze (u. a. das Rehabilitierungsgesetz von 1991) um einige Bestimmungen zur Erinnerungspolitik ergänzt.

Staatsorgane auf föderaler und regionaler Ebene sind demnach berechtigt, die Erinnerung an die Opfer politischer Verfolgungen zu fördern und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Wenn Massengräber von Opfern politischer Verfolgungen gefunden werden, sollen sie als Teil des Kulturerbes verzeichnet und zu Gedenkstätten gemacht werden.

Außerdem können die Behörden Nichtregierungsorganisationen sowie Bürger unterstützen, die in diesem Bereich tätig sind. Ausdrücklich genannt werden hier die Suche nach Massengräbern Verfolgter, aber auch die Recherche und Bekanntgabe von "Archivdokumenten über die Geschichte der politischen Repressionen" sowie die Durchführung von Ausstellungen zu diesem Thema.

12. März 2016

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Kleptokratie im Kreml

Unter diesem Titel finden Sie hier einen Beitrag von Jan Plamper in der FAZ vom 4.3.2016.

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Die Jugendorganisation von MEMORIAL Perm löst sich auf

Einer der aktivsten MEMORIAL-Verbände, die Jugendorganisation von Perm, wird ihre juristische Existenz beenden. Der Entschluss wurde bereits im November letzten Jahres gefasst. Man will damit einer zwangsweisen Registrierung als „ausländischer Agent“ zuvorkommen.

Die Jugendorganisation war 1998 gegründet worden. Sie verfügte über einen festen Mitarbeiterstab und arbeitete an etlichen langfristigen Projekten.

So organisierte der MEMORIAL-Verband mithilfe von Freiwilligen Unterstützung für Opfer politischer Verfolgungen und ehemalige Lagerhäftlinge. Es gab ein internationales Austausch-Programm - jährlich arbeiteten 50-60 Freiwillige aus Perm in anderen europäischen Ländern, und umgekehrt kamen 30-40 Freiwillige aus dem Ausland nach Perm.

Bis zuletzt wurde die Organisation von ausländischen Stiftungen unterstützt, was nie bestritten wurde, wie Vorstandsmitglied Robert Latypow betont: „Das Jugend-MEMORIAL hatte bis in die letzte Zeit finanzielle Unterstützung aus dem Ausland. Am 31. Januar lief unser letzter Vertrag aus. Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir diese Gelder bekommen.“

Seit 2012 hätten alle Nichtregierungsorganisationen gravierende Probleme, und das nicht nur infolge des „Agentengesetzes“, so Latypow: „Es geht um eine ganze Reihe von Gesetzen und vor allem auch um die Rechtspraxis. Dies nimmt allen unabhängigen Organisationen, die den Machthabern nicht nahestehen, die Luft zum Atmen.“

Mehrere Projekte werden laut Latypow zwar jetzt eingestellt, andere dagegen sollen von MEMORIAL Perm fortgeführt werden, das keinerlei Finanzierung aus dem Ausland erhält. Auch das Jugend-MEMORIAL "lebt, es beendet nur seine Existenz als juristische Person..... Wir werden weiterleben und weiter arbeiten."

29.2.2016

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Denkwege durch Moskau

Maria Birger, Doktorandin an der Humboldt-Uni, schildert ihre Eindrücke von längeren Moskau-Aufenthalten in den Jahren 2011 und 2015. Den Bericht finden Sie hier.

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Abrechnung mit AGORA

Erklärung des Menschenrechtszentrums MEMORIAL

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