MEMORIAL Deutschland e.V. ist der deutsche Zweig von MEMORIAL International, einer internationalen Nichtregierungsorganisation, die auf dem Gebiet der Menschenrechte tätig ist und zahlreiche nationale und regionale Organisationen in mehreren Ländern (Russland, Ukraine, Deutschland, Italien, Frankreich,Tschechien) umfasst. Die Gesellschaft entstand als Bürgerrechtsbewegung während der Perestrojka-Zeit in der früheren Sowjetunion mit dem Ziel, die Auswirkungen der Gewaltherrschaft des Stalinismus aufzuarbeiten und der Opfer zu gedenken. Der erste Vorsitzende der Gesellschaft war der Atomphysiker, Dissident und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow.
Der deutsche MEMORIAL-Verband wurde 1993 in Berlin zunächst als Förderverein für MEMORIAL / St. Petersburg gegründet und in den internationalen MEMORIAL-Verband aufgenommen. 2001 wurde der Verein auf Grund seines erweiterten Aufgabenspektrums in MEMORIAL Deutschland e.V. umbenannt. Im Jahr 2008 wurde auch in München eine MEMORIAL-Gruppe gegründet.
Die Mitglieder von MEMORIAL Deutschland arbeiten ehrenamtlich und engagieren sich vor allem in den Bereichen der historischen Aufarbeitung der Gewaltherrschaft des Kommunismus, der Aufklärung über die aktuelle Menschenrechtssituation in Russland und der Unterstützung gesellschaftlicher Projekte der Partnerorganisationen in Russland.
Zur historischen Aufarbeitung der politischen Gewaltherrschaft gehört die Betreuung des ehemaligen "KGB-Gefängnisses" in der Leistikowstrasse 1 in Potsdam mit seiner Dauerausstellung "Von Potsdam nach Workuta", in der die Schicksale deutscher und russischer Häftlinge des sowjetischen Geheimdienstes dokumentiert sind. Ferner veranschaulicht MEMORIAL Deutschland auf einem Internetportal die Dimension und Auswirkungen des GULAG, des Systems der Zwangsarbeitslager in der früheren Sowjetunion.
Die Aufklärung über die aktuelle Menschenrechtssituation in Russland und den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion ist ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von MEMORIAL Deutschland. Mit dem Nachrichtenserver werden aktuelle Berichte zur Menschenrechtsproblematik und Fragen der Zivilgesellschaft zur Verfügung gestellt.
Schließlich unterstützt MEMORIAL Deutschland e.V. die soziale Arbeit von MEMORIAL International, z.B. durch Fundraising zugunsten des Zentrums zur Unterstützung bedürftiger älterer MEMORIAL-Mitglieder, das der St. Petersburger MEMORIAL-Verband eingerichtet hat, um den Opfern des Stalinismus und ihren Angehörigen im Alltag zu helfen (u.a. Spenden zum Kauf von Medikamenten).
Darüber hinaus werden auch aktuelle politische Fragen, so z.B. der Tschetschenienkonflikt oder die NGO-Gesetzgebung aufgegriffen und kritisch kommentiert. Des weiteren können Wissenschaftler bei Recherchen beraten, Kontakte für Journalisten zu lokalen Memorial-Gruppen geknüpft oder Referenten für Tagungen vermittelt werden. Gleichfalls steht eine Vielzahl von Publikationen zur Verfügung, die von MEMORIAL-Verbänden zu den oben genannten Arbeitsbereichen herausgegeben werden.