Bericht der MEMORIAL-Gruppe München über den zur Mahnwache umgestalteten Info-Stand während des diesjährigen Petersburger Dialogs!

Die Nachricht von der Ermordung Natalja Estemirovas sprengte unseren Infostand zum Petersburger Dialog am Mittwoch, 15.7. wie eine Granate. Spontan entschieden wir, Trauerarbeit zu leisten, indem wir den angekündigten Stand am Donnerstag zu einer Mahnwache umwandelten. Daher reduzierten wir unsere Materialien auf die vorliegenden Fakten zum Leben und zum Tod der engagierten Menschenrechtlerin. Es sei noch einmal ausdrücklich betont, dass jetzt erstmals ein Mitglied von MEMORIAL ermordet wurde! Anna Politkovskaja, Stanislav Markelov und Anastasija Baburova waren MEMORIAL nah, aber sie waren keine Mitglieder oder gar Mitarbeiter wie Natalja Estemirova, die das Büro in Grosny leitete, an einem der gefährlichsten Orte in Russland, und dort beharrlich und unnachgiebig Menschenrechtsverletzungen wie Verschleppungen, Morde durch die Armee und Verbrechen der tschetschenischen Staatsorgane untersuchte und anklagte.
Unterstützt wurden wir heute von Amnesty international und dem Arbeitskreis Tschetschenien des EineWelt-Hauses München. Bereits beim Aufbau überraschte uns ein Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks. Neben einem Tisch mit unserer Presseerklärung und weiteren Informationen stellten wir einen Ständer mit Zeitungsberichten über den gewaltsamen Tod Estemirovas sowie Blumen und Kerzen.
Je länger die Schatten in der Fußgängerzone Theatinerstraße wurden, desto mehr Menschen blieben stehen, kamen mit uns ins Gespräch, trugen sich in die von Amnesty international ausgelegten Unterschriftenlisten zu Fällen von Folter in russischer Untersuchungshaft ein. Dabei trafen wir durchaus nicht nur auf Zustimmung: Vor allem einige russische Delegierte des Jugendparlaments im Petersburger Dialog verstanden unsere Kritik an der russischen Menschenrechtssituation als Kritik an Russland im Allgemeinen und lehnten uns pauschal ab. Andere Mitglieder dieses Jugendparlaments zeigten sich dagegen durchaus aufgeschlossen. Überhaupt waren viele Menschen recht gut informiert und auf unserer Seite.
Einige von uns drangen bis zur Münchner Residenz vor und boten dort Merkel, Seehofer und Medwedjew einen lautstarken und wütenden Empfang, ebenso eine entsprechende Verabschiedung.


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