Die Durchsuchungen der Memorial-Büros und die Verhöre von Memorial-Mitarbeitern in Moskau endeten heute spät in der Nacht. Mitarbeiter in den alten Büroräumen (Malyj karetnyj pereulok), die wie die meisten anderen festgenommen und gegen 0.40 (Moskauer Zeit, 22. März) zum Verhör gebracht worden waren, wurden um 2 Uhr nach Hause entlassen. Bei fast allen betroffenen Mitarbeitern wurden sämtliche Computer beschlagnahmt, sowohl ältere und längst ausrangierte als auch aktuelle, womit ihnen die unmittelbare Arbeitsgrundlage entzogen wurde.

 

Sicherheitskräfte mit Werkzeug (?) am Eingang des Büros von Memorial, Malyj Karetnyj Pereulok

Die Aktion hatte bei den meisten morgens um 7 Uhr mit Haussuchungen ihren Privatwohnungen begonnen, die ca. fünf Stunden dauerten. Danach folgten Verhöre von mehreren Stunden. Alle haben den Status als „Zeugen“ im Verfahren zur angeblichen „Rehabilitierung des Nazismus“, Oleg Orlov wird darüber hinaus Angeklagter in einem Verfahren zur Diskreditierung der russischen Streitkräfte.

Orlov wurde untersagt, Einzelheiten zu seinem Verhör zu dem erstgenannten Verfahren bekanntzugeben. Er weigerte sich, eine entsprechende Verpflichtung zu unterschreiben und schrieb stattdessen, dass dieses Ansinnen illegal sei, bei Zuwiderhandlung könnte er aber trotzdem strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Er darf das Land nicht verlassen. Ein Protokoll zur Durchsuchung wurde ihm verweigert – mit der Begründung, er habe das Protokoll ja fotografiert. Allerdings hatte man danach die Flashcard aus seinem Fotoapparat entfernt und beschlagnahmt. Das sei jedoch, so die Untersuchungsrichterin, eine andere Frage.

22. März 2023

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