Ein deutsch-russisches Jugendprojekt zu Antiziganismus

Ihr seid 16 bis 19 Jahre alt, habt Lust, in die Geschichte zu schauen, um die Gegenwart zu verstehen, wolltet schon immer mal nach Russland und interessiert Euch dafür, wie Eure peers in St. Petersburg mit Diskriminierung umgehen? Dann bewerbt Euch jetzt für eine Jugendbegegnung in Berlin und St. Petersburg zum Thema Antiziganismus!

Das erwartet Euch:
Eine spannende Auseinandersetzung mit der Frage: Warum werden manche Gruppen überhaupt diskriminiert? Wie können wir dem wirkungsvoll begegnen? Woher kommen unsere Vorurteile, Klischees und Mythen über Sinti und Roma?
Ihr besucht Gedenkstätten der Verfolgung von Sinti und Roma, führt Interviews mit Zeitzeugen in Berlin und St. Petersburg und sprecht mit Politikern, die in Eurer Stadt für das Zusammenleben mit den unterschiedlichsten Minderheiten verantwortlich sind. Ihr gestaltet eine Radiosendung, lernt von zivilgesellschaftlichen Organisationen in beiden Städten deren Projekte gegen Diskriminierung kennen, erfahrt, wie Ihr Euch selbst engagieren könnt, nehmt an einer Podiumsdiskussion in der Humboldt-Universität zu Berlin teil und, und, und... Eure Erfahrungen und die Ergebnisse Eurer Recherchen stellt Ihr auf eine gemeinsame Website.

Warum dieses Projekt?
Deutsch-Russische Aufarbeitungsprojekte zu Antiziganismus sind bisher kaum durchgeführt worden. In beiden Ländern fehlt noch immer eine umfasssende Aufarbeitung und Anerkennung der Verfolgung von Rroma in der NS-Zeit. Die Beschäftigung mit der Situation von Rroma damals und heute soll dazu beitragen, das Bewusstsein für das erlittene Unrecht zu schärfen und die Gruppe der Rroma in der Erinnerungskultur zu verankern. Dies wird als Voraussetzung dafür angesehen, die andauernde Diskriminierung der Gruppe abzubauen und sie in ihrer Identität zu stärken.
Zudem soll in einer Zeit erheblicher Spannungen zwischen Europa und Russland der unmittelbare Kontakt zwischen Jugendlichen beider Länder einen, wenn auch kleinen, Beitrag zur europäischen Verständigung leisten. Daneben sollen die russischen Projektpartner, die mit ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement gegen Diskriminierung derzeit unter erheblichem Druck stehen, durch die bilaterale Zusammenarbeit gestärkt werden.

Wer sind die Partner?
MEMORIAL Deutschland e.V. beschäftigt sich v.a. mit der historischen Aufarbeitung der Gewaltherrschaft des Kommunismus, der Aufklärung über die aktuelle Menschenrechtssituation in Russland und der Unterstützung gesellschaftlicher Projekte der Partnerorganisationen in Russland. Die Partnerschaft zu den Deti Peterburga entstand durch langjährige Kontakte zu unserer Partnerorganisation Antidiskriminierungszentrum Memorial (ADZ Memorial), die mit Deti Peterburga eng zusammen arbeitet. Das ADZ hat sich als juristische Person, nachdem es 2014 als „ausländischer Agent“ deklariert wurde, aufgelöst. Einige seiner Projekte führt nun Deti Peterburga fort. Von deutscher Seite arbeiten wir zusammen mit AspE, einem Berliner Verein, der seit Jahren in Neukölln erfolgreich Projekte gegen Diskriminierung von Rroma koordiniert, und dem Deutsch-Russischen Austausch (DRA). So haben wir für dieses Projekt auf beiden Seiten hervorragende Kompetenz und Expertise.

Worum geht’s im Projekt?
Im Projekt werden sich die Jugendlichen in St. Petersburg und Berlin mit Herkunft, Kultur und Verfolgungsgeschichte von Roma und Sinti beschäftigen. Sie besuchen gemeinsam Gedenkorte von Rroma und vergleichen Formen des Gedenkens in den beiden Ländern. Zudem gehen sie der Frage nach, ob Ursachen und Mechanismen der Diskriminierung von Rroma heute und damals vergleichbar sind und welche Funktion Antiziganismus in beiden Ländern haben könnte.

In einem zweiten Schritt recherchieren sie die gegenwärtige soziale Situation von Rroma in den beiden Städten. Dazu führen sie mit städtischen Politikern und anderen gesellschaftlichen Akteuren Gespräche zur aktuellen Situation von Rroma in ihrer Stadt. Sie lernen best-practice-Beispiele zivilgesellschaftlicher Organisationen von und für Rroma kennen und erkunden Formen der politischen Teilhabe und des Empowerments von Rroma. Damit gehen sie der Frage nach, wie diskriminierte Gruppen mittels zivilgesellschaftlicher Aktivitäten gestärkt werden können.

Außerdem erheben sie narrative Interviews mit Rroma und vergleichen die Lebensgeschichten von Rroma in Deutschland und Russland in Bezug auf deren gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Die Ergebnisse vergleichen sie für die beiden Städte miteinander.

Welche handfesten Ergebnisse wird es geben?
Die Jugendlichen erstellen eine Online-Präsentation, auf der vergleichend die gegenwärtige Situation von Rroma in Berlin und St. Petersburg und einige Biographien von Rroma dargestellt werden. Damit werden sie zu Akteuren und zu Multiplikatoren in der Antidiskriminierungsarbeit und tragen zum Abbau von Vorurteilen bei. Zudem könnte das Projekt die Jugendlichen dazu animieren, selbst eigene kleine Projekte zu Antiziganismus bzw. Antidiskriminierung zu initiieren. Dazu bekommen sie Mittel und Methoden an die Hand, wie sie sich mit anderen Akteuren vernetzen und mit ihnen zusammenarbeiten können.

Das Projekt wird gefördert von der Stiftung evz (Erinnerung Verantwortung Zukunft) im Rahmen des Programms europeans for peace.

Kontakt: Marit Cremer (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! )
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