Digest der russischen Anti-Kriegsproteste vom 19.2.2023 – 25.2.2023

In der vergangenen Woche jährte sich der Tag der flächendeckenden Invasion der russischen Streitkräfte in die Ukraine zum ersten Mal. Wir trauern zutiefst um die Opfer dieses Krieges, bringen unsere Unterstützung für die Bürger der Ukraine zum Ausdruck und bewundern ihre Standhaftigkeit. Im Klima der staatlichen Repression in Russland sind Massenkundgebungen und ‑aktionen unmöglich, aber die Russen bringen ihren Protest weiterhin zum Ausdruck.

Die Durchsuchungen der Memorial-Büros und die Verhöre von Memorial-Mitarbeitern in Moskau endeten heute spät in der Nacht. Mitarbeiter in den alten Büroräumen (Malyj karetnyj pereulok), die wie die meisten anderen festgenommen und gegen 0.40 (Moskauer Zeit, 22. März) zum Verhör gebracht worden waren, wurden um 2 Uhr nach Hause entlassen. Bei fast allen betroffenen Mitarbeitern wurden sämtliche Computer beschlagnahmt, sowohl ältere und längst ausrangierte als auch aktuelle, womit ihnen die unmittelbare Arbeitsgrundlage entzogen wurde.

Privatwohnungen und Räumlichkeiten von Memorial in Moskau durchsucht. Festnahmen und stundenlange Verhöre

Heute fanden bei einer Reihe von Mitarbeitern von Memorial in Moskau Haussuchungen statt, außerdem wurden die Räumlichkeiten in dem (beschlagnahmten) Gebäude (Karetnyj Rjad) sowie in dem Haus, das Memorial nach wie vor gehört (Malyj karetnyj pereulok) durchsucht.

Andrij Didenko

Ich bin Olena Leonydivna Kratkovska. Mein Vater ist Leonid Anatolijovytsch Chyschtschenko. Er wurde im Dorf Jahidne im Gebiet Tschernihiv erschossen.

Am 3. März 2022 als die Soldaten kamen – Tuwiner, Burjaten und Russen - ging mein Vater mit einem Gewehr los, um sein Haus zu verteidigen. Er kam nicht mehr nach Hause zurück. Am 4. März sprang meine Großmutter aus ihrem brennenden Haus, in das ein Geschoss eingeschlagen war. Dann trieben die Russen, die ins Dorf Jahidne gekommen waren, alle in ein Gebäude. In den Keller der Schule. Dort gab es nichts, was man zum Leben benötigt.

Am 11.-13. März führte die Polizei in Perm eine Reihe „operativer Maßnahmen“ in Geheimdienstmanier – Festnahmen, Haussuchungen, Verhöre – gegen ehemalige Aktivisten der dortigen Memorial-Verbands durch, den die Behörden 2022 aufgelöst hatten.

Die Mobilmachung ist nicht zu Ende - Digest der russischen Anti-Kriegsproteste vom 12.2.2023 – 18.2.2023

Selbstmord eines Wehrpflichtigen

Sergej Grindin, Wehrpflichtiger aus Komi (Nordwestrussland) beging am 10. Februar Selbstmord. Am 14. Februar tauchte ein Abschiedsbrief auf, in dem Grindin berichtet, wie er versuchte, von dem Kommandeur seiner Einheit die Erlaubnis zu erbitten, nicht in die Ukraine zu müssen. Danach hätten Kommandeur und Unteroffiziere „mit ihren Schmähungen nicht mehr von ihm abgelassen.“

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