Warum dieses Projekt?
Über die Opfer des sowjetischen Lagersystems (GULAG) gibt es inzwischen valide Forschungsergebnisse. Weitgehend unbekannt jedoch sind noch immer die Auswirkungen der Haft auf die Lebenswege ihrer Kinder sowohl auf russischer, als auch auf deutscher Seite. Oft konnten weder die Betroffenen selbst über ihre Erfahrung im GULAG sprechen noch konnten ihre Kinder über ihr Leben mit den abwesenden oder zurückgekehrten Eltern reden. Das Projekt soll bei bilateralen Treffen einen Dialog zwischen den Kindern von ehemaligen deutschen und sowjetischen GULAG-Häftlingen ermöglichen. Über das gemeinsame Gespräch sollen sie in einen Erfahrungsaustausch treten, der neben ihrem persönlichen Lebensweg auch den gesellschaftlichen Umgang mit dem GULAG in Deutschland und Russland sichtbar machen soll. Als Ergebnisse sollen im Projekt Materialien für die Bildungsarbeit entstehen, die das bisher völlig vernachlässigte Thema im Unterricht vermittelbar machen werden.

Wer sind die Partner?
MEMORIAL Deutschland und das Unabhängige Zentrum für empirische Sozialforschung (CISR » www.cisr.ru) in St. Petersburg führen dieses Projekt in ihrer ersten Kooperation gemeinsam durch. MEMORIAL Deutschland beschäftigt sich seit der Perestroika mit der geschichtlichen Aufarbeitung der kommunistischen Herrschaft der DDR und der Sowjetunion. Mehrere Arbeiten zur Biographieforschung über die erste Generation von GULAG-Opfern liegen vor und entstanden z.T. in enger Zusammenarbeit mit den Kolleg(inn)en der russischen MEMORIAL-Organisationen, z.B. Die letzten Zeugen: Video-Interviews mit Opfern und Zeugen der sowjetischen totalitären Epoche, die GULAG-CD oder die Ausstellung "Von Potsdam nach Workuta" zum ehemaligen KGB-Gefängnis Potsdam.

Projektverantwortlicher auf russischer Seite ist Viktor Voronkov. Das CISR verfügt über eine langjährige Expertise auf dem Gebiet der Biographieforschung und Erinnerungskultur, speziell hinsichtlich der Erforschung der zweiten Generation und der Gruppe der Dissidenten.

Worum geht's im Projekt?
Die Kinder ehemaliger deutscher und sowjetischer Häftlinge des GULAG's sollen miteinander in einen Erfahrungsaustausch treten. Über das gemeinsame Gespräch soll ein Dialog über den Umgang mit ihren Lebensgeschichten in Deutschland und Russland entstehen. Einige der Lebensgeschichten sollen in Form eines Interviews aufgenommen und analysiert werden. Die Materialien werden dem Geschichtsunterricht und der politischen Bildung für die Vermittlung dieser gemeinsamen deutsch-russischen Vergangenheit zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmenden am Projekt werden ermutigt, sich als Zeitzeugen für schulische und außerschulische Bildung in ihrem Land - soweit möglich - zu engagieren. Die Dokumente, Materialien (und Zeitzeugen) werden es erstmals ermöglichen, das Thema GULAG im Schulunterricht systematisch zu behandeln! Nicht zuletzt sollen die Ergebnisse auch dazu beitragen zu verstehen, wie die Erfahrungen der vorhergehenden Generationen Prozesse der Gegenwart beeinflussen.

Welche Ergebnisse wird es geben?
Eine zweisprachige Broschüre zum Thema GULAG für die (außer)schulische Bildungsarbeit sowie die digitale Bereitstellung der Ergebnisse auf einer Website mit öffentlichem Zugang.

Zielgruppen
Lehrende und Forschende, Multiplikatoren, Kinder und Jugendliche, Studierende, Medien

Projektdauer
1. März 2017 bis 31. März 2018

Das Projekt wurde vom Auswärtigen Amt Deutschland im Rahmen des Programms Östliche Partnerschaft und Russland gefördert.

Auswärtigen Amt

Projektleitung: Marit Cremer
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Die "letzte Adresse"

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Writing History Together

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Die zweite Generation der deportierten Russlanddeutschen

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Im Gespräch: Die Kinder der Generation GULAG

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Digitales Fotoarchiv: Politische Repressionen und Bürgerbewegung in der UdSSR

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Projekt zum Gedenken an Carola Neher

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Ausstellung "Von Potsdam nach Workuta" zum ehemaligen KGB-Gefängnis Potsdam

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Internetportal und CD über das sowjetische Lagersystem (GULAG)

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Die letzten Zeugen: Video-Interviews mit Opfern und Zeugen der sowjetischen totalitären Epoche

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Vorbereitung der wissenschaftlichen Ausgabe der "Chronika tekuschtschich sobytij" ("Chronik der laufenden Ereignisse")

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Die Publikation "Ich wollte unbedingt, dass es meine Heimat ist!" Identitäten von Kindern deportierter Russlanddeutscher in Deutschland (Marit Cremer 2018) ist als Download hier erhältlich oder kann über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! für 5 EUR bestellt werden.

Der Kollaboration mit Hitlerdeutschland bezichtigt, wurden die Nachkommen der seit dem 18. Jahrhundert in Russland siedelnden Deutschen während des Zweiten Weltkriegs auf Anweisung Stalins in die unwirtlichen Gegenden Sibiriens und Mittelasiens deportiert. Die überlebten, bauten sich in Nachbarschaft zu anderen deportierten Minderheiten und angestammter Bevölkerung fern der Heimat eine neue Existenz auf. Ihre Kinder wurden hier heimisch, wuchsen jedoch in einer Gesellschaft auf, die ihnen die Schuld an den Opfern des so genannten Großen Vaterländischen Krieges übertrug und sie in vielen Lebensbereichen gegenüber der übrigen Bevölkerung benachteiligte.

Die Kinder der deportierten Russlanddeutschen fanden sich somit in einer Situation wieder, in der ihnen die Zugehörigkeit zur Familie des sowjetischen Vielvölkerstaats – auch nach der Teilrehabilitation der Deutschen 1964 – weiterhin latent abgesprochen wurde. Der Bezug zur Heimat der Eltern, der eine Anknüpfung an die russlanddeutschen Traditionen ermöglicht hätte, war aufgrund des Verbots der Rückkehr in die ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete verloren gegangen. Und auch eine Errichtung autonomer Verwaltungsgebiete, die eine Neuorientierung und Auseinandersetzung mit dem zukünftigen Selbstverständnis der Deutschen in der Sowjetunion ermöglicht hätte, wurde ihnen nicht zugestanden.
Wie reagierte die nachgeborene Generation auf diese Umstände? Wo sah sie sich beheimatet? Wie setzte sie sich mit ihrer Identität als Deutsche in der Sowjetunion, deren Nachfolgestaaten und nach der Repatriierung in Deutschland auseinander?
Diese Fragen standen im Fokus eines gemeinsamen Projekts von MEMORIAL Deutschland e.V. mit dem Wissenschaftlichen Informationszentrum Memorial St. Petersburg, in dem die Folgen der Deportation auf die nachfolgende Generation untersucht wurden. MEMORIAL Deutschland erhob dafür biographisch-narrative Interviews mit in Deutschland lebenden Russlanddeutschen und analysierte sie wissenschaftlich. Memorial St. Petersburg zeichnete Videointerviews mit Russlanddeutschen auf, die heute in Litauen und im europäischen Teil der Russischen Föderation leben und von der Möglichkeit der Repatriierung nach Deutschland keinen Gebrauch machten.  

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit von MEMORIAL Deutschland sind in dieser Broschüre dargestellt. Die wissenschaftliche Auswertung erfolgte nach der Methode der objektiven Hermeneutik. Ein besonderer Dank gilt hier der Berliner Forschungswerkstatt für die fundierte Interpretation zahlreicher Interviewsequenzen.

Das Projekt wurde vom Auswärtigen Amt Deutschland im Rahmen des Programms Östliche Partnerschaft und Russland gefördert.

Auswärtigen Amt

Projektleitung: Dr. Marit Cremer
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"Langes Echo - Russland im XX. Jahrhundert: Konstanten und Variablen"

Internationale Gesellschaft für historische Aufklärung, Menschenrechte und soziale Fürsorge Memorial - mit Unterstützung der Heinrich Böll Stiftung (Deutschland)

Die Ausstellung geht der Frage nach, wie Mythen und Stereotypen der vergangenen Epoche der Sowjetunion heute noch weiterwirken, wie Traditionen der totalitären Epoche wiedergegeben werden und wie die Gegenwartsgesellschaft in Russland dazu steht. Jede Tafel wird von einem soziologischen Kommentar begleitet. Sie präsentieren Ergebnisse von Meinungsumfragen, in denen sich die heutige Sicht der Menschen in Russland auf jene Probleme und Kontinuitäten widerspiegelt, auf die diese Ausstellung aufmerksam machen möchte.

Jede Tafel zeigt bis zu 12 repräsentative Fotos aus verschiedenen Epochen der Sowjetunion, die jeweiligen Ergebnisse der Meinungsumfrage und einen erläuternden Text zu einer thematischen Frage, z.B. Dserschinski-Denkmal, Kirche, Zivilgesellschaft, Stalinismus, Lebensstandard, Repressionen / GULAG, Militär, Tschetschenien usw.

Die Ausstellung besteht aus 14 flexibel aufstellbaren Tafeln und wurde bisher an folgenden Orten gezeigt:

2002 im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin, Greifswalder Straße 4
2002 im ehemaligen KGB-Gefängnis in Potsdam, Leistikowstraße 1
2002 im Lew-Kopelew-Forum in Köln
2003 zur Buchmesse Frankfurt
2005 in Halle
2005 in Heidelberg
2005 in der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin

Die Ausstellung kann bei MEMORIAL Deutschland e.V. abgerufen werden.

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MEMORIAL Deutschland e.V. · Haus der Demokratie und Menschenrechte · Greifswalder Straße 4 · 10405 Berlin
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