Thorbjörn Jagland, Generalsekretär des Europarats, begrüßte die Entscheidung. Der Gesetzentwurf würde sich auch auf den Schutz der Menschenrechte russischer Bürger auswirken und müsse entsprechend umfassend untersucht und bewertet werden. Der Europarat sei bereit, die Duma in dieser Frage zu unterstützen.
Auch russische Menschenrechtsorganisationen hatten in einem Aufruf vom 29. Juni 2011 an die Abgeordneten appelliert, dem Entwurf nicht zuzustimmen. Dieser sei nicht mit der russischen Verfassung vereinbar, die dem internationalen Recht Vorrang vor nationalem Recht einräumt.
01.07.2011
Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, erklärte sich zutiefst besorgt: Der von Alexander Torschin eingebrachte Gesetzentwurf, der in dieser Woche in der Duma beraten werden soll, sieht vor, dass strittige Entscheidungen des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs erst nach Zustimmung durch das russische Verfassungsgericht umgesetzt werden.
Auch russische Menschenrechtsorganisationen appellierten in einem Aufruf vom 29. Juni 2011 an die Abgeordneten, dem Entwurf nicht zuzustimmen. Dieser sei nicht mit der russischen Verfassung vereinbar, die dem internationalen Recht Vorrang vor nationalem Recht einräumt.
Sollte das Gesetz verabschiedet werden, so hätte dies ernste Folgen für Russland. Die Mitgliedschaft im Europarat setzt den Beitritt zur Europäischen Menschenrechtskonvention voraus, in der die Mitgliedstaaten sich zur Umsetzung der Urteile des Menschenrechtsgerichtshofs verpflichten. Widersetzt sich ein Land dieser Umsetzung, müsste das Ministerkomitee über entsprechende Sanktionen - Entzug des Stimmrechts, Ausschluss des Landes - entscheiden.
Mitglied des Europarats sind alle west –und osteuropäischen Staaten mit Ausnahme von Weißrussland.
30.06.2011
Die Kundgebung, zu der etwa 300 Personen gekommen waren, verlief zunächst ungestört. Die Polizei griff jedoch ein, als Aktivisten von einem Hausdach aus ein Plakat mit der Aufschrift „Herzlichen Glückwunsch, Michail Chodorkovskij! Wir wünschen Ihnen die Freiheit!“ entrollten, Flugblätter mit der abschließenden Erklärung Chodorkovskijs vor dem Moskauer Bezirksgericht verteilten und salutierten.
Auf der Petersburger Solidarkundgebung für Chodorkovskij, zu der auch Jurij Schmidt, einer der Anwälte Chodorkovskijs, sowie die Schriftstellerin Nina Katerli, der Menschenrechtler und ehemalige Duma-Abgeordnete Jurij Rybakov und Olga Kurnosova, die Vertreterin der oppositionellen Bewegung „Vereinigte Bürgerfront“ (OGF), gekommen waren, versammelten sich am Sonntagabend trotz schlechten Wetters etwa 200 Personen.
Olga Kurnosova bezeichnete den Moskauer Richterspruch als eine „Verurteilung der Zukunft“.
27.06.2011
Weiterlesen … Festnahmen auf Moskauer Solidaritätskundgebung für Chodorkovskij am 26. Juni 2011
RiaNovosti teilt mit, dass die Kundgebung am 26. Juni um 19.00 am Theater Baltijskij Dom beginnt und beruft sich dabei auf eine der Organisatoren, die Leiterin der regionalen Gruppe der oppositionellen Bewegung Vereinigte Bürgerfront (OFG), Olga Kurnosova.
Nach Informationen der Agentur Rosbalt hatten die Petersburger Behörden sich zunächst gegen die Durchführung einer solchen Veranstaltung ausgesprochen.
Chodorkovskij und Lebedev waren Ende 2010 durch das Moskauer Bezirksgericht wegen Unterschlagung von 200 Mio t Erdöl und Geldwäsche verurteilt worden. Das Strafmaß von 14 Jahren Freiheitsentzug war am 24. Mai 2011 unter Berücksichtigung des ersten Urteils aus 2005 und der bereits geleisteten Haftstrafe um ein Jahr verkürzt worden. Chodorkovskij und Lebedev könnten im Jahr 2016 wieder in Freiheit sein.
24.06.2011
Weiterlesen … Solidaritätskundgebung für Chodorkovskij in Petersburg genehmigt
Die Menschenrechtler haben in dem Zeitraum vom Januar 2008 bis Mai 2011 über 100 Fälle von Einschränkung des Internetzugangs und Verfolgung von Internetnutzern festgestellt. Und die Tendenz ist stark ansteigend: Wenn im gesamten Jahr 2008 nur zwölf Vorfälle registriert wurden, waren es allein in den ersten fünf Monaten diesen Jahres bereits 23.
Neben dem Versuch, kritische Meinungen im Internet per Gesetz einzuschränken, wird den Nutzern von sozialen Netzwerken, twitter & co. mit Klagen wegen Verleumdung oder des Verstoßes gegen das Persönlichkeitsrecht gedroht. Internetseiten werden einfach geschlossen oder sind Cyber-Attacken ausgesetzt.
Ein wirkliche Aufklärung seitens der Polizei erfolgt nicht.
Dabei bleibt es nicht bei immateriellen Schäden: Zu den im Bericht dokumentierten Vorfällen gehören auch zwei Morde an Betreibern einer oppositionellen Seite im Nordkaukasus sowie drei Überfälle auf Blogger und Journalisten.
22.06.2011
Der Angeklagte wurde seit dem 6. Juli 2010 der Verleumdung des tschetschenischen Präsidenten Ramzan Kadyrov beschuldigt. Grund dafür war die öffentliche Äußerung Orlovs, Kadyrov sei für den Tod der Menschenrechtlerin Natalja Estimirova am 15. Juli 2009 verantwortlich. „Ich weiß, ich bin mir sicher, wer an dem Mord von Natalja Estimirova schuldig ist. Wir alle kennen diesen Menschen. Sein Name ist Ramzan Kadyrov, der Präsident der Republik Tschetschenien. Kadyrov hat ihr bereits gedroht, sie beleidigt und zum persönlichen Feind erklärt“, erklärte Orlov damals, unmittelbar nach dem Tod Estimirovas.
Bereits die Einleitung des Strafverfahrens aufgrund dieser Äußerung sei, so Orlov in seinem Schlussplädoyer am 9. Juni 2011, ein offener Angriff auf die Meinungsfreiheit, die er in Russland damit gefährdet sah: „Indem ich hier für mein Recht kämpfe, fordere ich für alle russischen Bürger das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ein. Dieses Recht garantiert uns die Verfassung der Russischen Föderation!“
Der Ausspruch scheint gewirkt zu haben: Die Vorsitzende des Gerichts bestätigte mit ihrem Freispruch am Dienstag, dass Orlovs Äußerung keinen rechtswidrigen Charakter habe. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er mit seiner Aussage keine direkte Absicht der Verunglimpfung hatte und lediglich die ihm bekannten Fakten darlegte. Somit gelte die umstrittene Aussage als Meinungsäußerung und sei vom entsprechenden Grundrecht geschützt.
Welche Folgen wird das Urteil für zukünftige Rechtsprechung in Russland haben? Ist das viel versprechende Ergebnis des Verdikts auf den persönlichen Einsatz der Richterin zurückzuführen oder zeichnet sich ein prinzipieller Wandel der russischen Rechtsprechung ab? Weg von der „Telefonjustiz“ ?
Erfreulich ist das Resultat in jedem Fall. Es gibt nach dem vernichtenden Urteil im zweiten Chodorkowskij-Prozess vor wenigen Wochen wieder Hoffnung auf mehr Rechtsstaatlichkeit in Russland.
Natalia Konyashina
19.06.2011
Weiterlesen … Orlov-Freispruch: Grünes Licht für mehr Rechtsstaatlichkeit?
Weitere Meldungen zum Freispruch des Vorsitzenden des MEMORIAL-Menschenrechtszenentrums durch das Bezirksgericht Moskau am 14.06.2011 sollen auf http://hro.org
(in russischer Sprache) erscheinen.
Am 6. Juni 2011 wurde der Mitarbeiter des MEMORIAL-Menschenrechtszentrums Bachrom Chamrojev gegen 18.30 Uhr vor seiner Moskauer Wohnung überfallen und zusammengeschlagen.
Chamrojev wollte in Murmansk den Usbeken Jusup Kasymachunov treffen, der wegen Zugehörigkeit zur Organisation Hisb ut-Tahrir verurteilt worden war und nach Absitzen seiner Strafe auf die gerichtliche Entscheidung über eine Auslieferung nach Usbekistan wartet, die am 8. Juni 2011 getroffen werden sollte. Jusup Kasymachunov befürchete, noch vor Zusammentreten des Gerichts bereits bei seiner Freilassung abgeschoben zu werden und hatte deshalb um Begleitschutz gebeten.
9.06.2011
Mehr in russischer Sprache unter http://www.memo.ru/2011/06/06/0606112.html
Am 11. Juni 2011 wird das in russischer Sprache erschienene Buch „Der Fall Chodorkovskij“ auf der Internationalen Moskauer Buchmesse vorgestellt. Autoren des Buches sind der Journalist Alexander Pumpjanskij, der Menschenrechtler Sergej Kovaljev und der Künstler Boris Shutovskij.
Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Gespräch zwischenSergej Kovaljev, Alexander Pumpjanskij, Vjatscheslav Bachmin und Denis Dragunskijstatt.
07.06.2011
Anna Politkovskaja war am 7. Oktober 2006 ermordet worden.
Die effektive Aufklärung dieses Mordes wird ein entscheidendes Kriterium dafür sein, inwieweit Russland willens und fähig ist, das Problem der Gewalt gegenüber Journalisten und Menschenrechtlern zu lösen.
Amnesty International ruft die russischen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass der Fall Rustam Machmudov und derer, die des weiteren an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein sollen, im Sinne und nach Maßgabe der internationalen Rechtsprechung behandelt wird. Der Fall Machmudov dürfe auch kein Einzelfall bleiben, sondern müsse ein weiterer Schritt auf dem Weg zu mehr Rechtsstaatlichkeit sein.
In diesem Zusammenhang bedauerte die Organisation, daß die russischen Behörden das österreichische Gericht bei der Aufklärung des Mordes an Umar Israilov in keiner Weise unterstützt hätten, obwohl umfangreiches Beweismaterial und zahlreiche Zeugenaussagen vorlegt worden waren, die auf die Beteiligung ranghoher Persönlichkeiten aus Tschetschenien hingewiesen hätten.
07.06.2011
Weiterlesen … Amnesty International zu den politischen Morden in Russland
Der Prozess gegen den Kläger sei nicht politisch motiviert.
Allerdings erkannten die Richter die Verletzung des Verbots unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung aufgrund der Bedingungen während der Untersuchungshaft Chodorkovskijs und dessen Behandlung im Gerichtssaal einstimmig an.
Das Urteil muss als Niederlage Chodorkovskijs in der Auseinandersetzung mit der russischen Justiz gewertet werden.
Das russische Menschenrechtsportal hro.org ergänzt dazu, das Gericht habe in den Schlussfolgerungen zu seinem Urteil, das sich auf die erste, vor sieben Jahren eingereichte Klage (von inzwischen ingesamt vier Klagen) Chodorkovskijs bezieht, durchaus gewisse Zweifel an den Umständen und eigentlichen Motiven der Strafverfolgung geäußert, eindeutige Beweise hätten ihm jedoch nicht vorgelegen.
31.05.2011/01.06.2011
Mehr unter http://www.hro.org/node/11224
Weiterlesen … Niederlage Chodorkovskijs vor Europäischem Menschenrechtsgerichtshof
Dies ist umso bedauerlicher als die Demonstrationen, die in zahlreichen Städten Russlands am 31. des jeweiligen Monats für die Einhaltung der nach Art. 31 der russischen Verfassung garantierten Versammlungsfreiheit stattfanden, einen gewissen Erfolg gezeigt hatten. Seit Oktober 2010 werden diese Demonstrationen z.T. zwar noch unter Auflagen durchgeführt, jedoch auch in Moskau nicht mehr behindert.
Die russische Initiative fand auch im Ausland breiteste Unterstützung. In Berlin haben der Deutsch-Russische-Austausch, MEMORIAL Deutschland und Amnesty International seit März 2010 jeweils am 31. eines Monats eine Mahnwache vor der Russischen Botschaft abgehalten, um ihre Soldarität mit all denjenigen in Russland zum Ausdruck zu bringen, die unter großen Risiken auf die Straße gegangen sind, um sich für die Gewährleistung dieses Grundrechts ihrer Verfassung einzusetzen.
Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat das Verbot der Demonstrationen sexueller Minderheiten in Moskau als rechtswidrig eingestuft.
30.05.2011
Weiterlesen … Keine Versammlungsfreiheit für diesjährige Gay-Parade in Moskau
"Und selbstverständlich bin ich dagegen, dass der Staat als Okkupant in „tatarisch-mongolischer“ Tradition auftritt, von den Bürgern Geld eintreibt und nicht verpflichtet ist, über die Verwendung dieser Abgaben Rechenschaft abzulegen, sich nicht um die Interessen der Bürger schert und ihnen diktiert, wie sie leben sollen.“
Dies schrieb Michail Chodorkowskij am 24. Juni 2009 an die russische Gegenwartsautorin Ljudmila Ulitzkaja. Der Brief ist auf Seite 102 seines am 30. Mai erscheinenden Buches zu finden, darüber hinaus ein beeindruckender Briefwechsel und Essays. Begleitet von regem Medieninteresse stellte Pavel Chodorkowskij - der Sohn des prominenten Inhaftierten - am 26. Mai 2011 im Foyer des Berliner Gorki-Theater die deutsche Fassung der Öffentlichkeit vor.
Das Erscheinen von „Briefe aus dem Gefängnis“ - so der Titel des Werkes - war Grund genug für Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, damals Berichterstatterin für die parlamentarische Versammlung zum Jukos-Prozess, Stellung zu dem brisanten Fall zu nehmen: Sie setzte auf eine Politik der klaren Worte und wünschte sich ein demokratisches, europäisches Russland. Nach wie vor habe sie Hoffnung auf ein Ende der „Telefonjustiz“, d.h. wenn dem Richter das zu fällende Urteil im Vorfeld am Telefon mitgeteilt wird, und die Festigung eines unabhängigen Rechtswesens.
Der seit Jahren in den USA lebende Pavel Chodorkowskij hat seit Prozessbeginn im Oktober 2003 zu seinem Vater Kontakt lediglich über Briefe - aus Sicherheitsgründen rät ihm sein Vater davon ab, nach Russland zu reisen. Besonders während des ersten Prozesses sei der Druck auf die Familie massiv gewesen: Männer in Zivil suchten seine Schwester in der Schule und seine Mutter im Büro auf und versuchten sie einzuschüchtern.
Auf die Frage, ob denn Druck aus dem Westen überhaupt etwas ausrichten könne, antwortet der besorgte Sohn, der öffentliche Druck sei sehr wichtig, und nur so könne das Überleben seines Vaters im Gefängnis sichergestellt werden. Seit der Urteilsverkündung kenne man nicht ein mal mehr den genauen Aufenthaltsort Chodorkowskijs.
Natalja Konyashina
27.05.2011
Im Jahr 2000 hat Putin den Krieg in Tschetschenien für beendet erklärt. Dass von Frieden in der Region um Nordkaukasus bis heute trotzdem keine Rede sein kann, sieht man nicht zuletzt an dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo Anfang des Jahres.
Vor einigen Jahren noch fühlte man sich, wenn nicht in Tschetschenien selbst, so wenigstens auf dem Gebiet des Nachbarlandes Inguschetien sicher. Bald aber kam es auch dort zu ersten Übergriffen und Entführungen von Menschen. Zunächst waren nur tschetschenische Flüchtlinge betroffen, die zurück in ihr Land gebracht wurden. Inzwischen sind aber auch inguschetische Bürger Opfer der Überfälle. Die Situation hat sich dramatisch verschlechtert und in kürzester Zeit die komplette nordkaukasische Region erfasst. Die Republik Dagestan ist dabei besonders stark betroffen und gilt heute als neuer Brennpunkt in der Russischen Föderation.
Die Tatsache, dass selbst staatliche Organe den drastischen Anstieg der Gewalt einräumen und von einer Verschlechterung um 100 % in den Jahren 2009 bis 2010 sprechen, klingt ganz nach einem Eingeständnis der eigenen Machtlosigkeit. Vor einem Jahr erst traf Präsident Medvedev mit führenden Vertretern russischer Menschenrechtsorganisationen wie MEMORIAL und Human Rights Watch zusammen, um über aktuelle Themen zu diskutieren. Damals stimmten alle darin überein, dass die Probleme im Nordkaukasus hoch brisant seien. Medvedev sicherte den Anwesenden einen präsidialen Erlass zu. Auf diesen wartet man noch heute.
25.05.2011
Weiterlesen … Nordkaukasus-Konflikt - russisches Eingeständnis der eigenen Machtlosigkeit
Als Gewissensgefangene gelten Personen, die durch äußere Umstände wie Haft o.ä. gehindert werden, das Recht auf freie Meinungsäußerung auszuüben und die Anwendung von Gewalt weder billigen noch dazu aufrufen.
„Dass das Appellationsgericht die Mängel des Bezirksgerichts nicht behoben hat, dass Chodorkovskij und Lebedev seit 8 Jahren in Haft sind und die Anklagepunkte als solche haben uns darin bestärkt, dass diese Personen ausschließlich aus politischen Gründen inhaftiert sind“, erklärte Sergej Nikitin, Leiter des A.I.- Büros in Moskau.
Namhafte Vertreter des russischen Kulturlebens, wie Boris Strugatzkij, Boris Akunin, Oleg Basilashvilij und viele andere, hatten sich im März 2011 an das russische Büro von Amnesty International mit der Bitte gewandt, Michail Chodorkovskij und Platon Lebedev als Gewissensgefangene anzuerkennen.
25.05.2011
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Weiterlesen … Amnesty International erkennt Chodorkovskij und Lebedev als Gewissensgefangene an
Das Urteil löste bereits scharfen Protest in westlichen Ländern aus und wird als herber Rückschlag für die Modernisierungspolitik von Präsident Medvedev und dessen Bemühungen um die Unabhängigkeit des Rechtssystems in Russland angesehen, die wiederum als Grundvoraussetzung für ein besseres Investitionsklima gilt.
MEMORIAL International hatte das Urteil wie folgt kommentiert:
"Das Moskauer Gericht hat sein Urteil über Michail Chodorkovskij und Platon Lebedev gefällt. Hart, ungerecht, unrechtmäßig. Alles in dieser Sache ist bereits gesagt. Eines nur bleibt hinzuzufügen: Dies ist nicht die letzte Instanz.
Dabei geht es nicht um das Moskauer Gericht, nicht um den Obersten Gerichtshof Russlands und nicht um den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Wir meinen den Richterspruch der Geschichte. Die Autoren des Urteils über Chodorkovskij und Lebedev - die wahren Autoren dieses Urteils - glauben ebenso wenig wie ihre sowjetischen Vorgänger an den Richterspruch der Geschichte.
Ein Irrtum, wie sie höchst wahrscheinlich noch zu Lebzeiten erfahren werden."
24.05.2011
Mehr dazu sowie eine Stellungnahme Chodorkovskijs unter http://www.khodorkovskycenter.com.
Etwa 250 Personen versammelten sich am 22. Mai 2011 in Moskau am Gribojedov-Denkmal, um für den Schutz des Chimki-Waldes zu demonstrieren. Die Demonstranten sprachen von notwendigen strafrechtlichen Maßnahmen wegen illegaler Abholzung des Waldes und forderten die beteiligten Behörden auf, über die Trasse Moskau-St.Petersburg gemeinsam zu verhandeln. Nach Auskunft von Sergej Udalzov, Chef der Bewegung Linke Front, liegen elf Alternativ-Vorschläge zum jetzigen Trassenverlauf auf dem Tisch.
Der Konflikt zwischen Grünen und den Bauherrn der Trasse war auch Thema auf der Sitzung des Menschenrechtsrats beim russischen Präsidenten am 23. Mai 2011. Der Präsident soll über das Ergebnis der Erörterungen unterrichtet werden.
Die Entscheidung über den Bau der Trasse Moskau-St. Petersburg wurde 2006 getroffen. Die Arbeiten sollten bis 2014 abgeschlossen sein, verzögerten sich jedoch immer wieder. Die Gegner des Bauvorhabens argumentieren, dass die Trasse dem ökologischen Bestand des Chimki-Waldes einen unwiderruflichen Schaden zufügen würden und alleiniges Machwerk von Korruption sei. Im August 2010 war das Gebäude der Chimki-Verwaltung u.a. mit Steinen angegriffen worden. Präsident Medvedev hatte darauf hin das Projekt storniert und zur Diskussion zwischen den gesellschaftlichen Gruppen aufgerufen. Im Dezember 2010 beschloss die Regierungskommission jedoch, dass der Trassenverlauf nicht geändert würde.
24.05.2011
Weiterlesen … Erneute Proteste gegen Abholzung des Chimki-Waldes
Amnesty International veranstaltete am 19. Mai 2011 eine Mahnwache für die gewaltlosen politischen Gefangenen in Belarus.
Wo: Potsdamer Platz (am Mauerstück)
Wann: 18.00 Uhr
Für weitere Fragen steht Jovanka Worner zur Verfügung: j.worner@gmx.de.
Mehr unter www.amnesty-berlin1310.de
Zu Massenprotesten kommt es jedoch nicht. Aus einem Ohnmachtsgefühl und dem Mangel an Alternativen heraus wird die Situation von der Bevölkerung geduldet. Etwa die Hälfte der Russen ist laut Umfragen der Meinung, Korruption bestimme die gesamte Gesellschaft. Man gibt sich schon damit zufrieden, dass die staatliche Repression sich in Grenzen hält. Von Massenprotesten oder öffentlichem Widerstand erhofft man sich also wenig. Einzelne allerdings, die es zu einem gewissen Wohlstand und Einfluss gebracht haben, melden sich wohl zu Wort: So kann es nicht weitergehen! Sie versuchen dann, rechtlich gegen diese Machtstrukturen vorzugehen. "Rebellierendes Büroplankton" nennt Elena Panfilova diese Menschen.
Ist Änderung in Sicht? Eine Hoffnung bildet die Festigung der Privatwirtschaft und weitere Entwicklung der politischen Konkurrenz, die ein Mehr an Rechtsstaatlichkeit bringen könnten. Denn grundsätzlich könne Korruption auch bei vertikalen Machtstrukturen bekämpft werden.
Lesen Sie mehr in russischer Sprache unter http://www.hro.org/node/11065
Unbedingt lesen: Der in englischer Sprache veröffentlichte Jahresbericht 2011 (Wir verweisen darüber hinaus auf den Länderbericht zu Belarus unter www.amnesty.org/en/region/belarus/report-2011.
Weiterlesen … Amnesty International -Jahresbericht 2011 zu Russland
Im Haus der Journalisten in Moskau fand am 13. April 2011 ein Runder Tisch zum Thema “Schutz der Rechte der Journalisten in Russland" statt. Die Teilnehmer forderten vollständige Transparenz bei Übergriffen gegen Journalisten und deren gezielter Bedrohung.
Bei diesem Runden Tisch wurde auch eine neue Datenbank vorgestellt, die die Verletzung der Rechte der Journalisten dokumentiert und die seit Beginn der 90er Jahre zu Tode gekommenen Journalisten aufführt.
Mehr in russischer Sprache unter http://hro.org/node10794.
Weiterlesen … Neue Datenbank zur Verletzung der Rechte von Journalisten