Die 13-jährige Mascha Moskaleva aus der Stadt Jefremov im Gebiet Tula wird in einem örtlichen Kinderheim festgehalten. Das Mädchen hatte im April 2022 im Zeichenunterricht ein Bild mit der russischen und der ukrainischen Flagge und der Aufschrift „Nein zum Krieg“ sowie „Ruhm der Ukraine“ gezeichnet.
Weiterlesen … Zeichnung gegen den Krieg - Vater droht Kindesentzug
Der persönliche Krieg des Serhij Neboha
Taras Vijtschuk
Ich heiße Neboha, Serhij Valeriijovytsch, ich bin Besitzer des Zwingers „Baum des Lebens“ für Kaukasische Schäferhunde, Ukraine, Tscherkassy.
Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit Hundezucht?
In der professionellen Hundezucht bin ich seit 15 Jahren. Die Hunde aus meiner Zucht vertreten unser Land bei internationalen Wettbewerben. Ich habe übrigens in den letzten fünf Jahren unser Ministerium für Verteidigung der Ukraine und die staatlichen Rüstungsunternehmen „Ukroboronprom“ mit Hunden versorgt. Tiere aus unserer Zucht leisten auch bei den Sicherheitsorganen Dienst.
Erklärung des Zentrums zum Schutz der Menschenrechte Memorial
Am 3. März 2023 verkündete ein Gericht in Minsk das Urteil gegen unsere belarusischen Mitstreiter und Kollegen, Mitglieder der Menschenrechtsorganisation „Vjasna“ – gegen den Nobelpreisträger von 2022 Ales Bjaljazki, gegen Valentin Stefanovitsch und Vladimir Labkovtsch. Sie wurden des organisierten Schmuggels in einer Gruppe (Art. 228/4 StGB RB) für schuldig befunden, außerdem hätten sie Gruppenaktionen finanziert, die massiv die öffentliche Ordnung gestört hätten (Art. 342/2 StGB).
Weiterlesen … Drakonisches Urteil im Verfahren gegen „Vjasna“: 7-10 Jahre Strafkolonie
Digest der russischen Anti-Kriegsproteste vom 05.02.2023 – 12.02.2023
„Ewiges Gedenken an die unschuldig ermordeten Ukrainer.“ Levaschovo Gedenkfriedhof St. Petersburg.
Weiterlesen … Stimmen gegen den Krieg - Proteste vom 5. bis 12. Februar
Sie wäre bald 53 Jahre alt geworden. Ein Bewohner von Trostjanez über die Verhaftung und Ermordung seiner Frau
Denys Volocha
Ihor Ivanov, Bewohner von Trostjanez, kann bis heute nicht glauben, dass seine Frau nicht mehr da ist. Während der russischen Okkupation der Stadt wurde seine Frau unerwartet festgenommen, danach gab es lange keine Nachricht von ihr. Nach der Befreiung von Trostjanez entdeckten Ordnungskräfte einen in der Erde vergrabenen Leichnam, der nach Ihors Worten, kaum noch zu identifizieren war.
Digest der russischen Anti-Kriegsproteste vom 29.01.2023 – 04.02.2023
Mahnmale für die beim Beschuss ukrainischer Städte Getöteten
Schon mehr als zwei Wochen legen Menschen in vielen Städten Russlands weiterhin Blumen und Kinderspielzeug nieder zur Erinnerung an die in Dnipro getöteten Menschen. Die Polizei beseitigt die spontanen Mahnmale regelmäßig, aber sie entstehen immer wieder neu. In dieser Woche wurde eine interaktive Karte der „Blumenproteste“ erstellt, auf der man Städte und Fotografien der Denkmäler finden kann, an denen Blumen liegen. Bis zum 25. Februar waren es 73 solcher Plätze. Der oder die Verfasser der Karte möchten anonym bleiben.
Weiterlesen … Stimmen gegen den Krieg. Proteste Ende Januar/Anfang Februar
Erklärung von Memorial International
Vor einem Jahr begann mit einem massiven russischen Truppenaufgebot der Einmarsch in die Ukraine . Der „hybride Krieg" der vergangenen acht Jahre hat sich damit zu einem groß angelegten Angriffskrieg entwickelt. Ein Krieg, wie es ihn in Europa seit 1939 nicht mehr gegeben hat.
„Sie haben einen Militärstützpunkt bombardiert. Aber wozu haben sie acht Raketen auf einen Kindergarten abgefeuert?“ Eine Bewohnerin von Okhtyrka über den Tod ihres Sohnes.
Denys Volocha
Ljubov und Vasyl Maxymtschuk arbeiteten in der Erdölförderung in Ochtyrka, wie auch ihr 41-jähriger Sohn Maxym. Am 25. Februar half er, den Kindergarten als Unterschlupf für Zivilisten vorzubereiten. Die Russen beschossen Militärobjekte im Umkreis von einem Kilometer, was eine starke Zerstörung von Wohnhäusern verursachte. Im Kindergarten „Liebe Sonne“ kamen nach Angaben von Augenzeugen an diesem Tag vier Menschen ums Leben.
Weiterlesen … Stimmen des Krieges: Ljubov und Vasyl Maxymtschuk
Digest der russischen Anti-Kriegsproteste vom 22.01.2023 – 29.01.2023
Mahnmale für die Opfer des Raketenangriffs in Dnipro
In verschiedenen Städten Russlands legen die Menschen weiterhin Blumen, Spielzeuge und Äpfel an verschiedenen Stellen nieder als Zeichen der Trauer um die Menschen, die in Dnipro bei dem russischen Raketenangriff ums Leben gekommen sind. Solche spontanen Mahnmale entstehen an Denkmälern von Lesja Ukrajinka, Taras Schevtschenko, Nikolaj Gogol und an Denkmälern für die Opfer politischer Repressionen.
Anfang November 2022 führte Sergej Dmitriev ein Interview mit Jewgenij Sacharow (Charkiver Menschenrechtsgruppe), das wir nachstehend (mit einer aktualisierten Zahlenangabe) veröffentlichen, da die diskutierten Probleme nichts an Aktualität eingebüßt haben.
In Paris fand vom 23. bis 27. Oktober der 41. Kongress der Fédération internationale des ligues des droits de l’Homme (Internationale Föderation von Menschenrechtsorganisationen, FIDH) statt – aus Anlass ihres hundertjährigen Bestehens. Der russische Dienst von RFI (Radio France Internationale) sprach mit Kongressteilnehmern aus Armenien, Russland und der Ukraine über den Krieg und die Menschenrechte, darüber, wie sich das letzte halbe Jahr auf die Zivilgesellschaft ausgewirkt hat, warum es wichtig ist, dass Menschenrechtler aus verschiedenen Ländern der Welt ihre Erfahrungen austauschen. Über die Menschenrechtsarbeit unter Kriegsbedingungen, die Dokumentierung von Kriegsverbrechen und die Bedeutung des Friedensnobelpreises berichtet Jewgenij Sacharow, der Vorsitzende der Helsinki-Union für Menschenrechte und Direktor der Menschenrechtsgruppe Charkiv, im Gespräch mit Sergej Dmitriev von RFI.
Weiterlesen … Jewgenij Sacharow über Menschenrechtsarbeit zu Zeiten des Krieges
„In der Fabrik in Vovtschansk folterten die Russen sogar einen Priester mit Strom.“
Denys Volocha
Digest der russischen Anti-Kriegsproteste vom 15.01.2023 – 22.01.2023
Poesie und Blumen gegen den Krieg
German Lukomnikov © Roman Jekimov / RFE/RL
In der Januar-Ausgabe des Samarer Literaturjournals „Wolga“ wurden Anti-Kriegsgedichte von German Lukomnikov veröffentlicht. Während Dichter mit Worten protestieren, tun dies andere Menschen mit Blumen.
Digest der russischen Proteste
31. Dezember 2022 bis 15. Januar 2023
In den nächsten Monaten veröffentlichen wir in dieser Reihe Zusammenfassungen über Protestaktionen, die in verschiedenen Formen, spontan oder organisiert, offen oder konspirativ, in ganz Russland gegen den Krieg stattfinden. Es geht darum, dass diese Stimmen wahrgenommen und nicht übersehen werden - verbunden mit der Hoffnung, dass diese Bewegung zunehmen wird. Seit März erscheinen diese Berichte bereits auf Ukrainisch und Englisch bei khpg.org.
Am heutigen 8. Februar hat das Moskauer Stadtgericht das am 7. Oktober 2022 ergangene Urteil bestätigt, in dem die Übergabe der Räumlichkeiten von Memorial International in Moskau (Karetnyj Rjad) an das Wissenschaftliche Zentrum für Information und Aufklärung (NIPC) für nichtig erklärt wurde. Das Urteil wird damit rechtskräftig.
„Fünf Menschen wurden dort getötet, unter anderem eine schwangere Frau.“
Taras Sosulinskyj
Ich bin fünfundsechzig Jahre alt und Rentnerin. Ich bin aus Charkiv nach Lviv gekommen. Geboren bin ich im Gebiet Sumy, an der ukrainischen Grenze zu Russland. Früher mal gingen die Russen bei uns zur Schule – jetzt schießen sie ...
Erklärung von Memorial International
Die russische Regierung lässt nichts unversucht, um die Zivilgesellschaft im Land zu vernichten.
Am 25. Januar erfolgte der Gerichtsbeschluss zur Auflösung der Moskauer Helsinki-Gruppe.
Am 27. Januar wurde die populäre Internet-Publikation „Meduza“ zu einer „unerwünschten Organisation“ erklärt.
Weiterlesen … Zum Vorgehen gegen die Moskauer Helsinki-Gruppe, das Sacharov-Zentrum, "Meduza"
Erklärung des Zentrums zum Schutz der Menschenrechte Memorial
Heute, am 25. Januar 2023, hat das Moskauer Stadtgericht die Liquidierung der Moskauer Helsinki Gruppe angeordnet. Das ist nicht verwunderlich – die Existenz einer unabhängigen Menschenrechtsorganisation ist mit dem totalitären Regime der späten Putin-Ära unvereinbar. Für uns steht außer Frage, dass die Moskauer Helsinki Gruppe wiederaufleben, dieses Regime aber seine Tage ebenso beenden wird wie seinerzeit das Sowjetregime. Dieses skandalöse Verfahren in zitierfähigen Ausdrücken weiter zu erörtern, ist nicht möglich.
25. Januar 2023
„Wir sahen aus dem Zugfenster, wie Männer in Slovjansk mit Brechstangen die Strecke hielten, damit wir durchfahren konnten.“
Taras Vijtschuk
Hanna Mykolajivna: Wir lebten im Gebiet Donezk, Bezirk Bachmut, im Dorf Serebrjanka.
© Oleksandr Vijtschuk
Wie kam der Krieg in Ihr Leben?
Es war der 24. Februar. Ich bin morgens aufgestanden, wollte meine Enkelin für die Schule vorbereiten. Um halb sechs morgens ging ich in den Hof und hörte, dass irgendetwas in der Gegend, wo die Schule ist, sehr laut donnerte. Ich rief die Lehrerin an und sagte: „Was geht da vor sich, denn ich muss doch das Kind in die Schule bringen.“ Und sie antwortet: „Tun Sie das nicht, ich habe schon im Internet nachgesehen. Sie bombardieren den Flughafen von Kramatorsk.“ Nach einer halben Stunde hörte ich, dass sie begannen von Kramatorsk bis Slovjansk zu bombardieren. Krymina, Rubizhne, Lysytschansk, Sjevjerodonetsk, Popasna. Seit sie am 24. angefangen haben zu schießen, haben sie nur für zwanzig Minuten aufgehört: Sie bombardierten uns 35 Tage hintereinander Tag und Nacht: Als ein Flugzeug in Richtung Popasna flog, flog es so niedrig über dem Haus, dass meine Enkelin danach auf einem Ohr lange Zeit taub war. Gott sei Dank ist jetzt wieder alles in Ordnung.
Zum Video -> https://www.youtube.com/watch?v=dFPWNbcteQw
Spritzen mit Wodka sterilisieren und Splitter im Rücken finden – Wie ist es, Arzt in einem Luftschutzbunker zu sein?
Denys Volocha
Die 31-jährige Anna Schevtschyk arbeitete in einer Entbindungsklinik in Mariupol. Während des Krieges musste sie einen Monat in einem Luftschutzbunker unter einer Süßwarenfabrik verbringen. Ihre Erzählung unterscheidet sich von anderen Geschichten des Lebens unter den Bedingungen der kriegerischen Handlungen durch eine Vielzahl medizinischer Details und macht deutlich, mit welchen Beschwernissen die Menschen konfrontiert sind, die dauerhaft in einem Bunker leben, und wie man ihnen helfen kann, wenn Ausrüstung und Medikamente fehlen.
(Zum Video -> https://www.youtube.com/watch?v=OZP5UzormtQ)
Am 5. Januar begann in Minsk der Prozess gegen drei führende Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Vjasna (Frühling) – den Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljatski, Valjantsin Stefanovic, Uladzimir Labkovitsch sowie – in Abwesenheit – Zmitser Salauyou, der gezwungen war, das Land zu verlassen. Bjaljatski, Stefanovic und Labkovitsch befinden sich bereits seit dem 14. Juli 2021 in Haft. Ihnen wird vor allem die finanzielle Unterstützung von Protestaktionen vorgeworfen, und es drohen ihnen Haftstrafen von 7-12 Jahren.
Weiterlesen … Prozessbeginn in Minsk gegen Mitglieder von Vjasna
Nobelpreisrede
Rede des Friedensnobelpreisträgers von 2022, der Gesellschaft Memorial, vorgetragen von Jan Raczynski am 10. Dezember in Oslo
Eure Majestät, Eure Königliche Hoheiten, verehrte Damen und Herren! Liebe Freunde!
Gestatten Sie mir zunächst, dem Norwegischen Nobelpreiskomitee im Namen der Gesellschaft Memorial für die Zuerkennung des diesjährigen Friedensnobelpreises zu danken.
Wir sind dem Nobelpreiskomitee besonders dankbar dafür, dass wir diese hohe Ehre mit dem ukrainischen Zentrum für bürgerliche Freiheiten und dem mutigen belarusischen Menschenrechtler Ales Bjaljazki teilen. Diese Entscheidung des Komitees ist von hohem Symbolwert: Sie unterstreicht, dass Staatsgrenzen die Zivilgesellschaft nicht trennen können und dürfen. Für uns ist diese Nachbarschaft eine zusätzliche Auszeichnung.